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Black Pumas – Live im Gloria, Köln

Sex-Appeal findet in der Musikwelt fast ausschließlich durch knapp bekleidete Damen, die lasziv ihre Rundungen schwingen statt. Dazu muss man sich nur die letzte Superbowl-Halbzeitshow mit Shakira und Jennifer Lopez anschauen, mit deren Outfits die meisten Mütter ihre Töchter nicht auf die Straße lassen würden.

Dabei geht das doch so viel stilvoller. Den Beweis liefern Eric Burton und Adrian Quesada mit ihren Black Pumas ausgerechnet an einem Sonntagabend im Kölner Gloria.

Nachdem Keyboarder Jaron Marshall das Publikum mit entspannten Synthie-Klängen gepaart mit einschlägigen Beats nicht nur von seinen Skills an den Tasten überzeugt, sondern auch schon in die richtige Stimmung gebracht hat, betreten um 21:00 Uhr Burton und sein sechsköpfiges Gefolge die Bühne.

Schon während des Openes „Next To You“ kann man verstehen, warum die Black Pumas nach ihrem Auftritt beim bekannten „South By Southwest“-Festival in Texas 2018 in aller Munde waren.

Denn Burton fällt nicht nur durch sein rotes, samtenes Jackett auf. Der 29-jährige legt von der ersten Sekunde an eine Bühnenpräsenz an den Tag, die ihresgleichen sucht.

Mit durchdringenden Blicken gibt er jedem Einzelnen im Publikum das Gefühl gesehen zu werden, während er wie nebenbei seine unglaubliche Stimme mal soulig warm, mal schreiend in jedes Trommelfell schraubt. Und dazu dieser Hüftschwung.

Die Gesangspausen nutzt Burton zu extrovertiertem Tanz, dem schon nach den ersten Minuten der Mikroständer zum Opfer fällt.

Burton hat generell keine Berührungsängste, denn schon beim zweiten Song mischt er sich tanzend unter die Menge. Da haben selbst die WDR-Kameras, die das heutige Konzert im Rahmen ihres Formats „Rockpalast“ aufzeichnen, ihre Schwierigkeiten, hinterher zu kommen.

Songs wie „Know You Better“ entfalten live eine ganz andere Energie als auf ihrem selbstbetitelten Debüt. Hier wird die zurückhaltende Schmuse-Nummer dank Gitarren-Solo und Burtons grenzgängerischem Gesang zu einem wilden Biest entfesselt.

Es überrascht wenig, dass das reguläre Set mit „Colors“ schließt. Was leise und alleine mit Burton an der Gitarre beginnt, entfaltet sich schnell zu einer mitreißenden Nummer, bei der nicht nur Quesada nochmals seine Gitarren-Fähigkeiten unter Beweis stellen darf, sondern auch Marshall sich erneut als Meister der Tasten präsentiert.

Die Zugabe „Fire“ sorgt in den ersten Sekunden für Verwunderung. Denn obwohl man Burton singen hört, sieht man ihn nicht auf der Bühne. Erneut hat er sich für einen Weg durchs Publikum entschieden, wo man hauptsächlich durch einen wandernden Lichtkegel und in die Luft gerissene Handy-Displays verfolgen kann, wo er sich gerade aufhält, bevor er pünktlich zur zweiten Strophe seinen Weg zurück zu seinen Band-Kollegen findet.

Nachdem er anschließend jeden Musiker per Handschlag verabschiedet, hängt er sich ein letztes Mal die Gitarre um und macht zum ersten Mal am heutigen Abend – wenn auch nur kurz – eine Ansage: „Diesen Song habe ich immer am Santa-Monica-Pier gesungen, bevor ich nach Texas gezogen bin.“

Dass Pfeifen gar nicht so einfach ist, merkt Burton schnell und fordert stattdessen das Publikum auf, ihn beim Outro von Otis Reddings „Sitting On The Dock Of The Bay“ singend zu unterstützen.

Dies tun die Kölner mit unaufhaltsamem Enthusiasmus, so dass Burton genug Zeit hat, zu den Publikumsgesängen die Bühne zu verlassen und anschließend mit der gesamten Band im Schlepptau zur Verbeugung wieder aufzulaufen.

Den tosenden Applaus haben die Black Pumas sich mehr als verdient.

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