Seine verstrickte Entstehungsgeschichte hört man Cabanes „Grande Est La Maison“ gar nicht an, so leichtfüßig wie der orchestrale Folk-Pop über die taunasse Frühlingswiese schwebt.
Hauptverantwortlicher hinter diesem ornamentalen Debüt ist der belgische Komponist Thomas Jean Henri, der aber keinesfalls der Sänger der Platte ist, sondern dafür Will Oldham – besser bekannt als Bonnie „Prince“ Billy – mit der britischen Musikerin Kate Stables zusammengebracht hat, damit sie gemeinsam einige Songs, die wiederum von Sean O’Hagan arrangiert wurden, performen.
Und als wäre das nicht bereits genug der Verstrickungen, ist Cabane nicht nur ein Musikprojekt, sondern künsteübergreifend. Denn zum Debüt „Grande Est La Maison“ gehören nicht nur die zehn Songs, sondern ebenso eine 26-minütige Dokumentation und Fotos, die von Henri selbst geschossen wurden und in Brüssel ausgestellt wurden beziehungsweise werden.
So kompliziert die Zusammenhänge der Entstehungsgeschichte, so im positivsten Sinne einfach sind die Songs auf „Grande Est La Maison“. Denn trotz ihrer besonderen Instrumentierung sind sie unglaublich eingängig und säuseln sich gleich mit den ersten Tönen auf direktem Weg ins Herz.
Besonders der exquisite Mix aus Streichquartett und Akustik-Gitarre in Einklang mit den beiden Stimmen von Oldham und Stables machen den musikalischen Charme dieses Projekts aus.
Gleich der Opener „Tu Ne Joueras Plus L’Amour“ beweist das eindrücklich. Es hat etwas Poetisches, wenn Oldham singt „We were dreaming together“, und zum letzten Wort passgenau die Streicher einsetzen und von dort an die restliche Phrase zusammen mit Oldham zu Ende führen.
Den in der letzten halben Minute einsetzenden Beat hätte es nicht gebraucht, obwohl er bereits einen Sufjan Stevens aus der Ferne winken lässt, der im Laufe der Platte immer näher zu kommen scheint.
Auch der glockenartige Beginn von „Easily We’ll See“ weckt sofortige Erinnerungen an den Großmeister.
Der Mittelteil von „By The Sea“ schlägt ebenfalls in die gleiche Kerbe. Obwohl dieser Song nicht in erster Linie dadurch besticht, sondern viel mehr durch seine vielen, kleinen Harmonie- und Stimmungswechsel. Über allem thront das Zusammenspiel der beiden Stimmen von Oldham und Stables, die sich mit ihren Phrasen perfekt abwechseln.
Dass Henri während des Arbeitsprozesses Oldham und Stables stets als zwei sich passierende Schiffe auf einem Fluss vor Augen hatte, versteht man spätestens nach diesem Song.