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Das ist echt heftig – Nap Eyes im Interview

Offener, zugänglicher und phasenweise gar mit erstaunlichen Ohrwurmeinschüben: “Snapshot Of A Beginner“, das mittlerweile vierte Studioalbum der kanadischen Indie-Rock-Formation Nap Eyes distanziert sich mit bemerkenswerter Energie von seinen Vorgängern. War das so geplant? Was hat Mark Zuckerberg mit der Band im Hier und Jetzt zu tun? Und wie wichtig oder unwichtig sind solche Fragen überhaupt in Zeiten von Corona? Wir trafen Nap-Eyes-Sänger und Chefdenker Nigel Chapman zum Interview und fragten nach.

MusikBlog: Nigel, die Welt befindet sich momentan im Ausnahmezustand. Die Corona-Krise spitzt sich nahezu überall zu. Wie gehst du mit der momentanen Situation um?

Nigel Chapman: Oh, es ist schon ziemlich beängstigend. Ich meine, hier bei uns in Kanada gibt es noch nicht so viele Krankheitsfälle wie in den Staaten oder in Europa. Aber das kann sich ja alles noch ändern. Momentan wirkt hier in Halifax alles noch ziemlich entspannt. Aber ich glaube, es ist nur eine Frage der Zeit, bis es auch hier bei uns dramatisch wird.

MusikBlog: Fakt ist schon jetzt, dass ihr die Tour zum neuen Album “Snapshot Of A Beginner” verschieben müsst. Wie sehr schmerzt dich das?

Nigel Chapman: Das ist schon ein ziemlicher Schlag für uns. Wir hatten um die 40 Gigs geplant, dazu noch einige spannende Dates für den Sommer. So wie es momentan aussieht, können wir wohl frühestens ab August wieder mit Konzerten planen. Das ist echt heftig, zumal wir auch richtig Lust haben, die neuen Songs endlich live zu spielen. Das Album ist ja nun schon seit ein paar Tagen im Kasten.

MusikBlog: Bis zur Rückkehr zum Normalzustand müssen nun erstmal Videoclips als Live-Ersatz herhalten. Ihr habt diesbezüglich mit dem Clip zur Single “Mark Zuckerberg” ein ziemlich lustiges Beispiel am Start. Was hat es mit dem Song auf sich?

Nigel Chapman: Auf der Suche nach der Lead-Single fürs Album waren wir uns alle ziemlich schnell einig, dass “Mark Zuckerberg” die richtige Wahl wäre. In dem Song geht es einfach darum, wie die Menschen verschiedene Informationen in Gefühle wie Angst, Verunsicherung oder auch Erstaunen umwandeln. Das Bild von Mark Zuckerberg passt da perfekt. Ich meine, es ranken sich so viele Geheimnisse und spannende Geschichten um diesen Typen.

MusikBlog: Ummantelt wird der Inhalt von musikalisch ungewohnt zugänglichen Strukturen. Das kennt man von euch in dieser Klarheit eher nicht. Wie kam es dazu?

Nigel Chapman: Das lässt sich gar nicht so einfach erklären. Ich denke, dass wir schon immer mit einem Bein auf diesem eher zugänglicheren Sound-Fundament standen. Wir sind halt nie komplett rüber gesprungen, wenn du weißt, was ich meine. Auch diesmal würde ich nicht sagen, dass wir eine völlig neue Ausrichtung haben. Aber es ist schon so, dass es viele Momente auf dem Album gibt, in denen wir offener und transparenter zu Werke gehen. Das macht das Ganze dann automatisch eingängiger und zugänglicher, denke ich.

MusikBlog: Musikalisch eingängiger, inhaltlich persönlicher: So würde ich das große Ganze in Miniaturform pressen. Gehst du da mit?

Nigel Chapman: Das ist schon sehr kurz. (lacht) Aber ja, das passt schon irgendwie so. Wie gesagt, ich denke schon, dass wir unserem Stil weitestgehend treu geblieben sind. Aber es gibt auch neue Dinge zu entdecken. Das ist ja auch wichtig, schließlich geht es ja auch um eine Entwicklung. Und textlich versuche ich meine Gedanken und Gefühle so aufzubereiten und zu transportierten, dass der Hörer in der Lage ist, eine Verbindung herzustellen. Natürlich geht es in erster Linie um mein ganz persönliches Verarbeiten. Aber wenn es mir gelingt, irgendwo in der Welt da draußen dafür zu sorgen, dass sich ein Hörer angesprochen und connected fühlt, dann ist das mindestens genauso wertvoll.

MusikBlog: Diesen Verbindungsaufbau zu anderen Menschen hast du zu Beginn deiner musikalischen Laufbahn noch im Solo-Modus vorangetrieben. Warum hast du dich irgendwann für die Band-Variante entschieden?

Nigel Chapman: Ich hatte in der Highschool schon einige Band-Erfahrungen sammeln können. Das war aber nichts Ausgereiftes, eher nur so zum Spaß. Ich wusste aber, dass ich mehr mit Musik anfangen wollte. Ich hab’s dann erstmal alleine probiert. Irgendwann hat es aber nicht mehr so richtig gepasst.

Mir fehlte das technische Know-how, und ich war auch charakterlich nicht der Typ, der problemlos auf Menschen zugehen konnte. Ich war ziemlich schüchtern, und hatte vom Produzieren und Arrangieren nicht viel Ahnung. Mit der Band ging dann alles viel leichter. Durch die Jungs und ihre individuellen Fähigkeiten habe ich viel dazugelernt. Das Ganze ist dann organisch gewachsen. Ich denke, dass sich jeder von uns durch die Band nicht nur als Künstler, sondern auch als Mensch weiterentwickelt hat.

MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.

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