Auch auf ihrem dritten Album „Out Of My Province“ bleibt Nadia Reid ihrer Artwork-Linie treu und lässt ihr Selbstporträt auf dem Cover den Hörer selbstbewusst anstarren. Äußerlich verändert hat sich in den fünf Jahren seit ihrem Debüt „Listen To Formation, Look For The Signs“ kaum etwas:
Gleiche Frisur, gleiche Haarfarbe – nur die Brille hat im Jahr 2020 leicht getönte Scheiben, statt Fensterglas. Gleiches lässt sich über die Musik der Neuseeländerin sagen.
Wer also große Überraschungen erwartet, der wird enttäuscht werden, denn Nadia Reid bleibt ihrer Linie des gefühlsgeladenen Singer/Songwritertum treu. Aber was könnte man sich auch mehr wünschen bei dieser unaufgeregten, melancholischen Stimme, die klingt, als hätte sie schon alle Hürden des Lebens gesehen und überwunden?
Demnach verwundert es ebenfalls nicht, dass „Out Of My Province“ kein munteres Frühlingsalbum ist, sondern vielmehr den jahreszeitlichen Geschehnissen ihrer Heimat Neuseeland entspricht – denn dort verabschieden sich langsam die lauen Sommernächte und machen Platz für den Herbst.
„All Of My Love“ versetzt den Hörer als Opener sofort in die nötige Stimmung. Langsames Schlagzeug, dazu spärliche Streicher und Reids gefühlsgelandene Stimme. Wer das Licht noch nicht gedimmt hat, der tut dies spätestens jetzt.
„High And Lonely“ beginnt mit gewohnt ruhigen Gitarren-Klängen, zu denen Reid mit cleveren Lyircs über das Erwachsenwerden reflektiert: „They say that suffering will make a woman wiser / I have been asked if I am some sort of survivor / All I know is I have kept myself steady / I walk that line between the darkness and the ready.”
Gleichsam stellt der Song einen verhältnismäßig neuen Weggefährten Reids vor, denn das Album bedient sich im Vergleich zu seinen Vorgängern deutlich mehr Bläserarrangements, die eine willkommene Bereicherung ihres Sounds sind.
„Oh Canada“ geht nach vorne und ist der erste Song, der eine überzeugende Ergänzung eines jeden Roadtrip-Mixtapes wäre. Denn laut Reid ist „Out Of My Province“ ein „travelling album“ voll mit „road songs”.
Anfreunden kann man sich mit dieser Beschreibung noch bei „Other Side Of The Wheel“ oder „The Future“. Die restlichen Songs würde man mit ihrer introvertierten Melancholie eher mit Themen wie Abschied verorten. Aber andererseits: Was wäre ein guter Roadtrip ohne Abschiedsschmerz?