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Lido Pimienta – Miss Colombia

Von Kritikern gefeiert, mit musikalischer Klasse gesegnet und von Pitchfork gehypt: Lido Pimienta wird mit ihrem zweiten Album “Miss Colombia” in den Himmel gelobt, ihre Musik folgt mühelos.

Als sie 2010 ihre erste EP, „Color“ aufnahm, produzierte ihr damaliger Ehemann die Songs, ohne sie in die Produktionskunst einzuweihen. Das war, wie sie sagt, “ein Weg, mich von ihm abhängig zu machen”.

Neun Jahre und eine Scheidung später macht die in Kolumbien geborenen und in Toronto lebende Sängerin ihr gänzlich eigenes Ding. Das Ergebnis ist eine atemberaubende Demonstration ihres Könnens als Sängerin, Songwriterin und Aufrüttlerin.

Klassische Genregrenzen halten keinem der 11 Songs stand. Zwischen elektronischen Elementen und klassischer Cumbia klingen an Jazz geschulte Bläser hindurch. Apropos Cumbia: „Die Cumbia vermischt vielschichtige Rhythmusstrukturen afrikanischen Ursprungs mit spanisch beeinflussten Melodien und lyrischen Formen“, weiß der Menschheit beliebteste Enzyklopädie Wikipedia.

Was dort nicht steht: Mit den Stilmitteln der Cumbia fordert Pimienta ihr Recht in einer von Rassismus und Frauenfeindlichkeit geprägten Branche ein. Fast vollständig auf Spanisch gesungen, vermittelt „Miss Colombia“, eher Wut und Solidarität als tanzbare Positivität.

Der Albumtitel entstammt ganz nebenbei einem Fauxpas bei einer Miss Universum Wahl 2015, als der Juror fälschlicherweise die kolumbianische Kandidatin anstelle der philippinischen Kontrahentin kürte.

Lido Pimienta schreibt vor diesen Hintergründen oft aus der Täter-Perspektive, aus Sicht eines von Frauenfeindlichkeit und Rassismus vernebelten Individuums. Denn in der kanadischen Musikszene ist sie nach wie vor eine absolute Rarität:

Eine afrokolumbianische queere Frau mit indigenem Wayuu-Erbe, eine alleinerziehende Mutter, die Spanisch spricht und daraus mit stimmlicher Überlegenheit hohe interdisziplinäre Kunst kreiert. Da ist es auch kaum überraschend, dass sie die Veröffentlichung ihres zweiten Albums mit einem Takeover ihres Instagram-Kanals durch die Redaktion der Indie-Besserwisser Pitchfork feiert.

Es sei ihr gegönnt!

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