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Howling – Colure

Hach ja, angesagtes Stückwerk. Folklore und Beats, Electronic und Gefühlsduselei – das soll fein passen zum After-Clubbing-Blues in der Großstadt, nachdem man sich sicher im Taxi an den Flaschensammlern und Randständigen, die die Ausgehviertel nach Verwertbarem abgrasen, vorbei ins warme gentrifizierte Nestchen kutschieren lassen hat.

Howling, bestehend aus Ry Cumings, besser bekannt als Ry X, und Frank Wiedemann, Mitbegründer des Berliner Labels Innervisions und eine Hälfte eines Produzenten-Duos mit dem knorke einmaligen Namen Âme, zeichnen sich für diesen ermüdend belanglosen Ritt durch angesagte Genrewelten des Innehaltens im Auge des hektischen Großstadttreibens verantwortlich.

Auch sind sie Wiederholungstäter. Mit weichgespültestem Brusthaar-Urban-Folk hatte Mr. X seiner australischen Heimat und – natürlich – seinem Surfbrett den Rücken gekehrt und sich in Berlin festgebissen (wo es bekanntlich an einsamen jungen Herzen nicht mangelt), Herrn Wiedemann kennengelernt und schließlich beim Mini-Erfolg „Howling“ erfolgreich als Barde und Producer zusammengearbeitet.

2015 machte man aus dieser schönen Erfahrung ein Side Project gleichen Namens und war angeblich mit „Sacred Ground“ mega-erfolgreich – kann man jedenfalls überall online nachlesen.

In der Zwischenzeit war der Electro-Producer ein Electro-Producer und der Hipster-Barde ein Hipster-Barde. Der Internet-Auftritt immer top.

Jetzt wird‘s nicht weniger sophisticated mit dem Zweitwerk „Colure“. 69 Minuten Elektro-Gepucker, manchmal sogar entschleunigter Deep House, gepaart mit dem größtmöglichen Gefühlskino, das eine flüsternde Männerstimme darbieten kann.

Es gluckern und wabern die Beats, es säuselt ein Stimmchen was von Sinn und Liebe. Insgesamt deutlich großspuriger als beim Debüt zielen Howling jetzt auf den ganz großen Soundtrack-Kino-Moment, auf das Pipi-in-den-Augen.

Das ist alles total legitim. Und war möglicherweise sogar richtig harte Arbeit. Aber das Ergebnis ist leider belanglos, das absolute Gegenteil von eigenständig oder gar einmalig und damit unendlich normal, ja fast schon bieder – jedenfalls für Berlin Neukölln, wenn man 27 Jahre alt ist und weiß.

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