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Lasse Passage – Sunwards

Ein junger Mann, der sich selbst als Komponist und Songwriter vermarktet, klingt erst mal nicht allzu außergewöhnlich. Wirft man aber einen genaueren Blick auf die Welt des Lasse Passage und auf dessen neuste Platte „Sunwards“, tun sich dabei Dimensionen auf, die man auf den ersten Blick nicht vermutet hätte.

Das letzte Album des Norwegers ist schon fünf Jahre her, laut eigener Aussage fiel ihm das erst bei einem Blick auf seinen Spotify-Account auf, als er die Vorab-Single „Miles Away“ veröffentlichte – etwas Neues war längst überfällig.

Wie gut, dass Passage bei einer seiner vielen Reisen schon einen Batzen Songs geschrieben hatte! Die zehn Tracks der neuen Platte entstanden in Mexiko und die sonnige Stimmung versteht Passage auf jeden Fall zu transportieren.

In dem halben Jahrzehnt, das seit „Stop Making Sense And Start Making Success“ vergangen ist, hat dieser sich aber nicht nur in fernen Ländern ausgeruht, sondern auch in heimischen Gefilden viel gearbeitet:

Sein Portfolio als Komponist umfasst inzwischen diverse experimentelle Auftragsarbeiten und Kollaborationen mit der norwegischen Theater- und Tanzszene.

Dieser Hintergrund bereichert auch „Sunwards“: Was sonst nette Geschichten im Indie-Pop-Gewand wären (wie sie es viele gibt), bekommt so eine zusätzliche Nuance.

Gut, allzu viele avantgardistische Einflüsse findet man auf dem Album nicht, aber Passages Erfahrung als Komponist hört man dennoch heraus, denn zu den entspannten Melodien gesellen sich zuweilen recht untypische Song-Strukturen.

Dazu kommt, dass die Musiker, die Passage sich zur Unterstützung dazu geholt hat, eigentlich auch eher im Experimental-Jazz-Bereich als mit klassischen Singer/Songwritern arbeiten.

Dabei drängt sich ein Vergleich auf: Vielleicht ist es die skandinavische Lässigkeit, die es ihnen erlaubt, auch mal über sich selbst zu lachen, vielleicht teilen sie die Eigenschaft, sehr spezifischen Anekdoten zu universell verständlichen Musikstücken zu machen.

Beim Durchhören des neuen Albums muss man jedenfalls unwillkürlich an Passages schwedischen Kollegen Jens Lekman denken, der ein Meister dieser Disziplinen ist. Doch Passage ist ihm dicht auf den Fersen, denn mehr als einmal muss man auch über dessen subtile Ironie schmunzeln.

Davon profitiert das Album insofern, als dass es den Eindruck macht, permanent in Bewegung zu sein. Es ist zwar poppig und leicht zugänglich, aber es will nicht um jeden Preis gefallen und behält Ecken und Kanten.

Insgesamt ist „Sunwards“ ein angenehm zu hörendes, jazzig angehauchtes Album, das bestimmt auch für die kürzer werdenden Tage ein stimmungsaufhellender Begleiter ist.

Die Prise Sarkasmus, mit der Passage das Ganze bearbeitet, machen das Album aber erst zu einem so richtig lohnenswerten Hörerlebnis.

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