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The Score – Carry On

Die Bandgeschichte von The Score klingt ein bisschen wie ein modernes Musik-Märchen:

Zwei Kerle tun sich zusammen, um gemeinsam Songs für andere Musiker*innen zu schreiben. Irgendwann merken sie, dass ihre Wenigkeiten eigentlich auch eine ganz passable Band abgäben, schreiben Tracks für sich selbst und legen dank eines Werbe-Deals einen Senkrechtstart hin.

Nachdem eine britische Supermarktkette 2015 auf den Song „Oh My Love“ des Duos aufmerksam geworden war und ihn in einer Kampagne verwendet hatte, ging alles Schlag auf Schlag:

Hype um den Track, Chartplatzierung, Plattenvertrag, vier EPs, das Debütalbum „Atlas“, zwei weitere EPs – und jetzt Album Nummer zwei, „Carry On“.

Dieses wird von dem Track „Can You Hear Me“ eröffnet, der einen gleich darauf vorbereitet, was einen auf dem Rest der Platte erwartet. Schon die ersten Takte machen stutzig, denn man fragt sich, ob man nicht gerade aus Versehen bei Imagine Dragons auf Play gedrückt hat.

Wenn man genau aufpasst, merkt man aber, dass da The Score läuft, denn neben dem Einfluss aktueller, radiotauglicher Alternative-Rock-Bands hört man auch ein kleines bisschen nostalgische Pop-Punk-Reminiszenzen heraus.

Das mischen die beiden inhaltlich mit motivierenden Messages an ihre Hörer*innen. Klingt doch nach einem soliden Konzept. Jetzt kommt das große Aber:

Auf „Carry On“ schaffen es The Score leider nicht so ganz, ihre Einflüsse elegant zu verschmelzen und dem Album ihren eigenen Stempel aufzudrücken. Man hat immer das Gefühl, den Sound irgendwo schon mal gehört zu haben – hundertprozentig authentisch wirkt die Platte nicht.

Unbestreitbar ist trotzdem, dass viele der Tracks (beispielsweise „Fire“, „The Champion“ oder „All Of Me“, auf dem Travis Barker von Blink 182 zu hören ist, um nur einige zu nennen) eine Energie haben, die einen mitreißen könnte, wenn man ihnen den richtigen Rahmen gäbe.

Bei Konzerten wird die Dynamik vermutlich super funktionieren, für’s Durchhören bleibt es beim Konjunktiv. Denn leider werden viele der potenziell zündenden Momente dann doch durch Überproduktion gezähmt.

Wer auf motivierenden Maximalismus steht, wird an der Platte wahrscheinlich die helle Freude haben. Wer sich auch mit ein bisschen weniger zufrieden gibt, könnte nach dem dritten Track genug haben.

Märchen haben nun mal einen Haken: Sie funktionieren alle nach einem bestimmten Prinzip, das oft wenig Raum für Eigenes und Imperfektion lässt. Deshalb klingt „Carry On“ eher, als sei es gewissenhaft nach bestimmten Strukturen fabriziert worden, und weniger so, als läge ihm eine zündende Idee oder das Bedürfnis nach Ausdruck zugrunde.

Das fühlt sich nach einer verpassten Chance an, denn an Talent mangelt es The Score bestimmt nicht.

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