Ach ja, auch an Zugezogen Maskulin graste das deutschsprachige Feuilleton Sinn- und Bedeutungsebenen ab, die Hendrik Bolz alias Testo und Moritz Wilken alias Grim104 ums Verrecken nicht intendiert hatten. Und das war noch vor der peinlichen Haftbefehl-Debatte.
So finden sich die zwei endlich Dreißigjährigen nach ein paar Jährchen der Kritiker-Erfolge am offen kommunizierten Scheideweg.
Das Business kann man doch nicht ändern, Spaß macht es nicht immer. und ob man so etwas sein Leben lang machen wolle, fragt inzwischen nicht nur die Oma.
Mit dem resümierenden Titeltrack als Opener und weiteren Tracks wie „Exit“ oder „Sommer vorbei“ legen Zugezogen Maskulin Zeugnis über ihre eigene Verunsicherung und Identitätskrise ab.
Es war ein gelungener, kecker Scherz, sich Zugezogen zu nennen und Westberlin Maskulin (Kool Savas und Taktloss) sowie Südberlin Maskulin (Fler und Silla.) dabei schön zu persiflieren, auch und gerade mit dem Namen des ersten Gratis-Albums „Kauft nicht bei Zugezogenen“ – in Hip-Hop-Denke eine sehr gelungene Provokation.
Es war aber eben auch nicht viel mehr als das. Musikalisch, ja auch im tonal so minimalistischen Genre wie Hip-Hop, waren Zugezogen Maskulin noch nie ein großer Wurf und wollten es womöglich auch nie sein.
Und textlich nicht gänzlich unklever können im Rap nun wirklich viele. Mit einem Status, den sie selbst nie ganz ausfüllen konnten, poltern Zugezogen Maskulin ins dritte Album und auch hier macht man die gleiche Observation:
Es ist musikalisch und auch semantisch viel zu banal und billig, was Bolz und Wilken da produzieren, um auch nur annähernd den Status rechtfertigen zu können.
Ja, ja: Natürlich will es das ja sein – no future und so. Und das allein macht es also so intellektuell und genre-erweiternd? Nein, Berufsschreiberlinge sehen gerne das Banale vor lauter Tasten nicht mehr.
„10 Jahre Abfuck“ ist ein konsequentes Zugezogen-Maskulin-Album, ehrlich und einfach. Mehr gibt es dazu leider kaum zu sagen. Den Rummel nicht wert.