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Gus Dapperton – Orca

Ambivalenz, der Fluch und Segen dieses Albums, das ohne klare Note vom Platz geht. Gus Dapperton macht es einem schwer, „Orca“ in der Luft zu zerreißen, obwohl der erste Impuls genau das tun möchte.

Da ist dieser androgyne Jungspund aus Warwick, NY. Mit 20 Jahren schon stilbewusster als andere in einem ganzen Leben. Und da schreibt er die seichtesten Pop-Melodien zu alternativ ausgearbeiteten Arrangements und singt dann künstlerisch affektierte Allgemeinverträglichkeit wie: „I bite the hand that feeds the heart”.

Die Ultras aus Rostock schrieben einst: „Fussball leben, nicht studieren. 11 Freunde boykottieren.“ Dieser Satz lässt sich eins zu eins auf „Orca“ übertragen.

Die Platte wirkt studiert, gelernt und antrainiert. Vom Handwerk bis zum Cover, vom Scheitel bis zur Sohle Gesetzmäßigkeiten folgend. Und dabei hat sie mitnichten die satirisch-kritische Qualität des einzig relevanten Fußball-Magazins Deutschlands.

Gelernt hat Dapperton bereits in der Mittelschule, wo er seine musikalischen Fertigkeiten durch die Produktion lokaler Rapper verfeinerte. Auf „Orca“ fallen die allerdings unter den Tisch und verschwinden in „Post Humorous“ oder „Bluebird“ zwischen den Prädikaten “niedlich” und “lästig”.

Und natürlich hat „Orca“ nicht im Geringsten mit Fussball zu tun. Mit Dappertons Lebensstil, von dem er behauptet, nachts zu wenig zu schlafen und immer mit Alkohol und Drogen konfrontiert zu sein, allerdings auch nicht. Ein Album ohne Reibung, ohne Thema.

Dass es dazwischen einen Song wie „First Aid“ gibt, fordert dann fast auf unverschämte Weise die Beurteilung heraus. Der Singer/Songwirter-Pop dieses Stückes ist zu emotional, um einfach darüber hinweg zu hören, zu pathetisch, um es richtig ernst zu nehmen, zu bewährt, um irgendwo neues zu entdecken.

Unterm Strich aber so simpel wie schön, was dann wieder umso härter mit der latent auf Extravaganz gepolten Künstlerfigur konkurriert. Was also tun, wenn Ambivalenz irgendwie Kunstwerk sein will?

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