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The Flaming Lips – American Head

Beim 16. Studioalbum der Flaming Lips darf mal ruhig die Band beziehungsweise ihr unbestrittener Leader, Wayne Coyne, sprechen:

„The music and songs that make up the American Head album are based in a feeling. A feeling that, I think, can only be expressed through music and songs. We were, while creating it, trying to NOT hear it as sounds… but to feel it. Mother’s sacrifice, Father’s intensity, Brother’s insanity, Sister’s rebellion…. I can’t quite put it into words.“

Diese Alles-und-Nichts-Aussage trifft es ganz gut, eigentlich. The Flaming Lips sind eine im wahrsten Wortsinn dem normalen Pop-Kosmos vollkommen entrückte Band.

Ihre Musik ist mittlerweile auch kaum noch als Psychedelic Rock, aus dem sie ursprünglich definitiv kamen, oder Experimental-Rock zu bezeichnen. The Flaming Lips sind im Grunde genommen ihr eigenes Genre.

„American Head“ ist die konsequente Ausformung dessen, was Wayne Coyne und seine sechs Männer seit Jahren anreichern. Sphärichster, ja im Grunde sakraler Dream-Pop, entrückt und entschleunigt wie im Dauer-LSD-Rausch. The Flaming Lips bleiben zwar eine Gitarrenband, doch strukturell ist das kein Rock, dafür ist es einfach zu wenig eruptiv.

Mittlerweile hat vor allem der Gesang Coynes auch eine dermaßen sakrale Intonierung angenommen, dass sich immer mehr die Geister daran scheiden – entweder man kann ihm hier zuhören, wie er singt „Mother I‘ve Taken LSD“ oder „Mother please don‘t be sad“, oder sein Gesäusel wird als nervig und leierhaft empfunden.

Instrumental steckt bei einer Band mit so langer Wirkungsgeschichte selbstverständlich große Könnerschaft dahinter. Vor allem der klug eingesetzte E-Gitarren-Gebrauch im Kontrast zum folkig-minimalistischen Zeitlupen-Akkord-Geschrammel der Akustikgitarren legt davon Zeugnis ab.

Dennoch: Wer hört diese Songs als Songs? Wer tanzt dazu, wer groovt im Auto dazu mit dem Kopf?

The Flaming Lips sind Messdiener, die sakrale Messen des Anderssein abhalten und erfolgreich nach außen verkaufen. Ihre Shows sind große Happenings, ohne dass sie mit großen Pop-Melodien, die live mitreißen, aufwarten können.

Die Flaming Lips sind ein Phänomen, ihr neues Album „American Head“ ist weder ein gutes noch ein schlechtes, es ist einfach die entrückteste Version ihrer selbst.

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