Was hört man da am Horizont? Das schönste Summen des US-Hip-Hops ist über die letzten Jahre stetig lauter geworden. die Einschläge kamen immer näher. Erst gab es mit “Kids See Ghost” die gemeinschaftliche Kraftanstrengung an Seiten eines Kanye West, der langsam schon in die Obskurität abdriftete. Dann tauchte der Name Kid Cudi in diesem Jahr noch im Soundtrack zum neuen “Spider Man: Miles Morales” für die PlayStation auf, dieses Mal an der Seite von Jaden Smith.
Jetzt gibt es mit “Man On The Moon III: The Chosen” tatsächlich ein neues Album und dazu noch eins, das ganz dem Schaffen Cudis entsprungen sein dürfte. Schließlich deutet schon der Titel an, dass ein altes Narrativ wieder aufgegriffen wird.
“Man On The Moon: The End Of Day” und “Man Of The Moon II: The Legend Of Mr. Rager” prägten in den Jahren 2009 und 2010 den atmosphärischen, fast galaktischen Sound, für den Kid Cudi auch immer wieder in Features sorgte.
Schon ein erster Blick auf die Gäste, die sich an “Man On The Moon III: The Chosen” beteiligten, offenbart einiges. Während Ausflüge in den Grunge, Kooperationen mit Haim und Father John Misty und die eigene Rockband WZRD, Kid Cudi immer weiter von der Hip-Hop-Blase entfernten, die seinen kometenhaften Aufstieg ermöglichte, scheint das aktuelle Album sich eher dem gegenwärtigen Hip-Hop anbiedern zu wollen.
Trippie Redd, Skepta und Pop Smoke unterstreichen allein durch ihre Anwesenheit Cudis Anspruch, sich nicht einer Szene oder Bewegung verschreiben zu wollen, ohne dabei den Anschluss zu verlieren.
Denn “Man On The Moon III: The Chosen” klingt nach 2020. Cudis Summen schmiegt sich an nicht weniger atmosphärische Filter, die manchmal nach Cloud-Rap klingen. Wer einen Retro-Trip in die späten Nuller erwartet hat und immer noch darauf hofft, dass Kid Cudi wieder so klingt, wie auf seinem ersten Album, sollte sich vielleicht anderen Künstler*innen des Genres verschreiben.
Wenn man “Man On The Moon III: The Chosen” eines nicht absprechen kann, dann ist es der Fakt, dass Kid Cudis Anspruch an sich selbst immer ein hoher und immer ein tranformativer ist. Und dieses ist das Experiment endlich mal wieder auf einer eigenen Platte gelungen.