Dass “Party Time” auf Krawall gebürstet ist, ist unmissverständlich: Dicke Lippe und kaputter Zahn auf dem Albumcover, das riecht förmlich nach Randale. Allerdings ist es nicht die unbändige Destruktion des näheren Umfelds, die EUT (sprich: “Üt”) auf ihrem zweiten Album zelebrieren.

Vielmehr zeigt das Quintett aus den Niederlanden die maximal unbändige Tanz- und Feierwut, die eine Indie-Rock-Band so aufbringen kann – passender Albumtitel inklusive. Das bedeutet auf der einen Seite Ohrwürmer, gegen die man sich nicht wehren kann, auf der anderen eher Punk und Alternative, verzerrte Schrammel-Attacken und Circle Pits. Pop und Pogo, so dürfte es vor den EUT-Bühnen aussehen.

Schon auf ihrem 2018er Debütalbum “Fool For The Vibes” wusste die Band diese explosive Symbiose in eindrucksvoll kurzweilige Nummern umzusetzen. Auch dort war der Name schon Programm. Der Vibe, zu dem man sich trottelig tanzt, ist vorhanden und vor allem: einnehmend.

Was gehört bei “Party Time” nun dazu? Vieles aus den 90ern und 2000ern – nicht ungewöhnlich für eine junge Band, haben doch Künstler*innen in ihren Zwanzigern wie eben EUT doch größtenteils ihre musikalische Sozialisation in diesen Jahrzehnten erfahren.

Mit dabei sind streitlustige Alternative-Anleihen von Garbage oder das genial simple Pop-Verständnis der Cardigans (die Stimme von Frontfrau Megan de Klerk ist passenderweise der von Cardigans-Sängerin Nina Persson recht ähnlich).

Da ist aber auch die geistige Verbindung zu den sehr frühen Metric, als diese vor ihrem Synth-Pop-Siegeszug noch auf der Post-Punk- und Garage-Rock-Revival-Welle ritten. EUT verstehen es, sich Referenzen und Anleihen mit einer beachtlichen Lässigkeit zu eigen zu machen – als würde es Kopfnüsse hageln, sollte ihre Authentizität angezweifelt werden.

Die Gruppe aus Amsterdam zieht für ihr zweites Album sowohl Geschwindigkeit, als auch Intensität an. Viel rarer machen sich die Slowdance- und Schmacht-Nummern, viel geradliniger groovt sich die Band durch das Sammelsurium aus flottem Indie-Rock, leichtem Elektro-Punk-Touch und der Abhandlung über Liebe und Zärtlichkeit, die manchmal gar nicht mal so zärtlich sein mag.

“Party Time” zeigt eine wilde und intensive Seite von EUT, die das Schaffen der Band in einen mitreißenden Kontext setzt. Der Nachfolger des Debüts schlägt sowohl mit seinen neu erlangten, als auch seinen bewährten Qualitäten punktgenau in die richtige Kerbe – oder in ein Gesicht, wenn es dem Albumcover nach geht.

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