EUT machen Post-Pop. Und das ist unmöglich. Post-Pop ist immer nur Pop, denn Pop ist per se: Transformation. So schrieb Pop-Pate Diedrich Diederichsen einst, “eine erste Definition von Pop sei, dass bestehendes Material Grenzen überschreitet oder von jenseits bestehender Grenzen neue Bedeutung bekommt, neu codiert wird.”

D.h., der „Post“-Aspekt, also einerseits die Rückbesinnung auf etwas Vergangenes mit gleichzeitigem Unterwandern bzw. Darüber-Hinaus-Gehen des Generischen, Konventionalisierten, Typischen ist bereits grundsätzlich im Pop inkludiert. Post-Pop ist Pop ist Post-Pop ist Pop.

Der nostalgisch-sehnsüchtige Rückblick, der immer bei mit „Post” Versehenem mitschwingt, ist notwendigerweise genetisch im Pop selbst verankert. In diesem Sinne ist die Bezeichnung „Post-Pop“ eigentlich Unsinn, aber umgangssprachlich hier nicht allzu verkehrt, denn im Grunde macht die niederländische Band eine Form von Pop-Musik, die eigentlich zuletzt Mitte der 1990er populär war.

Juvenil-enthusiastisch und in weitestem Sinne rockig, so dass – trotz massentauglichem Pop-Anteil – die Indie-Sparte bedient werden konnte. In aller Konventionalität dann eben doch Alternativ. Gleichzeitig belebend, zur Bewegung auffordernd, erregend, nett, heiter, cool.

Eigentlich machen EUT das, was The Cardigans 1997 gemacht haben. Auch, wenn sie selbst eher wie die Pixies oder Yeah Yeah Yeahs klingen wollen. Als Kompromiss könnte ich noch die heutige St. Vincent anbieten. Dann hört es aber auf.

Dabei gibt es an The Cardigans auch rein gar nichts auszusetzen. Die Skandinavier haben mit die beste Pop-Musik eines ganzen Jahrzehnts geschrieben. Ohne sich anzubiedern, ohne, dass ihr Rock-Anteil zu seicht gepoppt wurde.

Und so funktioniert das auch bei EUT. Mit etwas mehr elektronischem Geknarze und keiner derart offensiven Zelebrierung von kariessüß-glasierten Melodien, dafür mit (nicht ganz so) ausgefeilten björk-esken Ambitionen („I Came To Be Gone“), eingängigsten, acid-jazzigen Asteroid Galaxy Tour-ismen („Look“), college-rockigem, anti-depressivem Post-Grunge („Crack The Password“).

Aber auch das ist Pop: Transgression. Pop hat eine positive Beziehung zu dem was wir sehen, hören, zu dem was ist. Wusste Diederichsen auch schon. Ein Ja zum Leben, zur Welt, zum Hier und Jetzt.

Zu den Cardigans und zu dem geilen Riff auf „My Favourite Game“, welches in seiner ewigen Genialität zwar auf „Fool For The Vibes“ nie wirklich erreicht wird, aber dessen lebensbejahendes, positiv-eskapistisches Potential so animierend von EUT eingefangen wird, dass die anfängliche Feststellung, sie spielen keinen Post-Pop, sondern Pop, das ultimative Kompliment ist, das sich für ihr Debütalbum aussprechen lässt.

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