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Iceage – Seek Shelter

Iceages fünftes Album ist zwar eine bunte Stilvolte, gleichzeitig aber so herrlich unspektakulär, dass man gar nicht weiß, wohin mit den Endorphinen, die einfach nicht freigesetzt werden.

Als die Dänen 2011 starteten, waren sie nicht nur im Geiste eine entfesselte Punkband mit explosiver Live-Energie und Hang zum Post-Hardcore. Zehn Jahre später weiß die Band endgültig nicht mehr, wo sie hingehört, geschweige denn, was sie auszeichnet.

Und dann passiert das, was immer passiert: Wenig zwingende Songs und davon zu viele. Iceage fummeln am stadion-tauglichen Indie-Rock herum („Dear Saint Cecilia“), ohne den Verve der Japandroids zu versprühen.

Iceage-Frontmann Elias Bender Rønnenfelt packt seine durchaus ernstzunehmenden politischen Überzeugungen in Songs, die „Vendetta“ heißen, zeichnet ein düsteres Porträt von Gewalt, Kapitalismus und Drogen, klingt dann aber wie Peter Hayes, der wiederum den Inhalt eines Songs wie „Love Kills Slowly“ schon poetischer, im Sinne des Rock, vertextet und vertont hat.

Ja, Iceage ziehen sich musikalisch die Jeans und das Leder des Retro-Rock an, ohne die Sexiness des Black Rebel Motorcycle Club zu forcieren und ohne ansatzweise an die schmutzige Raffinesse und Kompromisslosigkeit von The Strokes heranzureichen. Als ob es zwischen diesen beiden Bands noch irgendeinen Blumentopf zu gewinnen gäbe.

Dann eben schnell psychedelisch verkorkste Songs wie das finale „The Holding Hand“ einstreuen, schließlich soll auch zur Geltung kommen, dass sie dieses Mal mit Peter Kember, alias Sonic Boom von den 80er Psych-Ikonen Spacemen 3 produziert haben.

Und spätestens hier wird das Problem offensichtlich, das nicht etwa darin liegt, dass sie nicht könnten, sondern viel zu viel wollten. Sie wollen mehr als Phil Spector bei seiner Arbeit und scheitern dann musikalisch fast analog zur Produzentenlegende im Privaten.

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