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Ich dachte zuerst an einen Scherz – Erika de Casier im Interview

Die dänische Sängerin und Produzentin Erika de Casier mit belgisch-afrikanischen Wurzeln  kommt in diesem Frühsommer mit dem perfekten Soundtrack für poppige Stunden zu zweit um die Ecke. Mit “Sensational“, so der Titel ihres zweiten Albums, pendelt die zierliche Musikerin mit dem lasziven Organ unaufgeregt zwischen Chillout-Area und Schlafzimmer. Kurz vor der Veröffentlichung ihres Zweitwerks trafen wir uns mit Erika de Casier zum Interview und sprachen über bedeutende Dreiminüter, den ultimativen Beziehungsschlüssel und Klavierlehrer ohne Weitsicht.

MusikBlog: Erika, Ende Mai erscheint dein zweites Studioalbum. Wir müssen natürlich erst einmal über den Albumtitel reden. Wie kamst du auf “Sensational”?

Erika de Casier: (lacht) Ja, das ist schon ein sehr besonderer Titel. Aber für mich sind auch viele besondere Songs auf dem Album. Zuerst wollte ich das Album nach dem Song “Drama” benennen, weil es auch viele dramatische Momente auf dem Album gibt. Aber “Sensational” passte in meinen Augen dann doch irgendwie besser.

MusikBlog: Ich persönlich habe ja den Song “Drama” ganz oben bei mir auf der Favoritenliste zu stehen. Wie sieht’s da bei dir aus?

Erika de Casier: Ich denke, dass mir “Call Me Anytime”, der letzte Song auf dem Album, mit am meisten bedeutet. Der Song ist sehr persönlich, und irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich jedes Mal, wenn ich den Song höre, eine neue Emotion mit dem Lied verbinde.

MusikBlog: Man hat auch bei den anderen Liedern das Gefühl, dass du dir beim Schreiben deiner Texte sehr nahekommst. Was war dir diesmal inhaltlich besonders wichtig?

Erika de Casier: Ich mache mir vor dem Schreiben von Songs gar keine spezifischen Gedanken in welche Richtung es gehen soll. Meist sind es einzelne Wörter oder zwei Zeilen, die dann letztlich die Richtung vorgeben. Oftmals endet es damit, dass sich die Songs um die Themen Zweisamkeit, Beziehungspflege und Kommunikation drehen. So war es auch diesmal.

MusikBlog: Was macht denn für dich eine perfekte Beziehung aus?

Erika de Casier: Eine perfekte Beziehung ist kein Kindergeburtstag. Es geht nicht darum, eine Scheinwelt zu kreieren, in der man nicht streitet, alles teilt und den besten Sex der Welt hat. Das ist ein Märchen. Darum geht es nicht. Wichtig ist, dass man sich auch mal reibt und sich offen die Meinung sagt. Nur so lernt man sich richtig kennen und schätzen.

MusikBlog: Musikalisch begleitest du deine Gefühle und Gedanken mit einer atmosphärischen Mixtur aus Pop und Elektro. Stehen da besondere Einflüsse ganz oben auf deiner Liste?

Erika de Casier: Es ging mir diesmal weniger um ein klares musikalisches Bild, als vielmehr um ein Gefühl, das ich wiedererlangen wollte. Als ich damals mein erstes Album anging, war da nichts außer pure Vorfreude und Neugierde. Niemand hatte mich auf dem Schirm. Ich musste keine Erwartungen erfüllen und niemandem etwas beweisen. Diesmal war es anders. Ich habe mich selbst gefragt:

Was will ich machen? Kann ich nochmal so ein Album aufnehmen? Sollte ich meinen Sound jetzt verändern? Und dann haben mich auch andere Leute gefragt: Wie wird dein neues Album klingen? Was können wir erwarten? Dieser Druck war neu für mich. Und ich musste erst einmal lernen, mit dieser Situation umzugehen. Erst nach dem dieser Prozess abgeschlossen war, konnte ich wieder befreit arbeiten. Von da an griff dann ein Rädchen ins andere.

MusikBlog: Wann genau baute sich dieser Druck auf? Spielte der Label-Wechsel (Erika wechselte für ihr zweites Album von ihrem eigenen Label zu 4AD) da auch eine Rolle?

Erika de Casier: Der Wechsel hat natürlich dazu beigetragen, ganz klar. Ich meine, 4AD ist ein berühmtes Label. Das ist mit der Arbeitssituation vorher gar nicht zu vergleichen. Ich dachte zuerst auch an einen Scherz, als mich die Leute von 4AD kontaktierten. Ich habe dann jeden Tag damit gerechnet, dass ich per Mail noch eine Absage erhalte, und mir gesagt wird, dass das alles nur ein Missverständnis war. (lacht) Aber so kam es nicht. Das ist schon ziemlich verrückt.

MusikBlog: Du hast mit der Musik angefangen, da warst du noch Teil eines R’n’B-Duos mit dem Namen Saint Cava. Hattest du damals schon die Vision von einer späteres Solo-Kariere?

Erika de Casier: Nein, überhaupt nicht. Das hat sich eher so entwickelt. Mein damaliger musikalischer Partner zog irgendwann in eine andere Stadt. Das markierte dann auch gleichzeitig das Ende unseres Duos. Ich wollte aber weiter Musik machen. Ich habe dann einfach meine eigenen Sachen aufgenommen. So hat sich das alles irgendwie gefestigt. Und irgendwann war dann klar, dass das Ganze im Alleingang weitergeht.

MusikBlog: Eine weise Entscheidung.

Erika de Casier: (lacht) Naja, ich war lange Zeit nicht wirklich von mir und meinen Talenten überzeugt. Ich kann mich noch erinnern, wie ich früher bei mir daheim in meinem Zimmer vor meiner Posterwand stand und auf all die tollen Künstler und Bands blickte. Irgendwann habe ich dann Klavierunterricht bekommen. Aber mein Klavierlehrer meinte nur: Mit diesen Fingern wird es schwierig werden. (lacht) Ich bin wirklich froh und unheimlich dankbar, dass sich alles so entwickelt hat.

MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.

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