Veränderungen sind keine ungewöhnlichen Schritte in der Musik-Karriere. Mit den Zeiten ändern sich vielleicht die Einflüsse, das Genre oder die Wahrnehmung der Künstlerin. Das äußere Erscheinungsbild kann die musikalische Umgestaltung zusätzlich oder sogar sehr deutlich unterstreichen – unvergessen bleibt etwa die optische Wandlung von Rihanna zu „Umbrella“.

Schwierig wird es allerdings, wenn das Äußere der Künstlerin plötzlich das einzige interessante Thema zu sein scheint. Im Fall von Billie Eilish hält sich die Waage noch gerade so, obwohl die Sängerin in den letzten Monaten mit einem Fotoshooting für die Zeitschrift Vogue für Aufsehen gesorgt hat.

Eilishs Motiv dahinter: Empowerment und ein großer Schritt in Richtung Erwachsensein.

Wenn nicht mehr die Inhalte, sondern nur die optische Veränderung im Fokus stehen, ist das vor allem bei jungen Frauen oft lästig bis despektierlich. Im Fall von Eilish gar nicht darüber zu reden, wäre aber auch falsch. Denn die Wandlung ist selbst gewählt, wird als Stilmittel eingesetzt. Und das Schöne ist: Auch musikalisch hat sich mit „Happier Than Ever“ einiges verändert.

Das thematisiert die talentierte 20-Jährige, die ihre Songs nach wie von mit ihrem Bruder Finneas O’Connell schreibt, auch inhaltlich. Der Opener-Titel „Getting Older“ dürfte das besonders plakativ ausdrücken. Aber auch die Single „NDA“ zeigt eine deutliche Weiterentwicklung.

Auf dem ersten Blick setzt Eilish noch immer auf düstere Beats und ihre mal lässig tiefe und mal beeindruckend sanfte Stimme, die stellenweise kaum hörbar ist. So weit, so bekannt von der Grammy-Gewinnerin.

„NDA“ birgt dennoch eine mysteriöse Dynamik, die so noch nicht auf „When We All Fall Asleep, Where Do We Go?“ aufgetaucht ist. Gegen Ende ist ihr Gesang überraschend emotional und kraftvoll.

Die Songs brechen nicht so wie auf dem Debüt aus ihrem Muster, der Fokus liegt entweder auf Beats oder balladenartigen Elementen – nur selten auf beidem. Allerdings verfällt Eilish in den meisten der insgesamt 16 Songs auch in ihre bekannten Muster: besonders hohe Töne treffen auf sehr düstere Passagen.

Ein gutes Beispiel ist dafür auch die seit Monaten virale Single „Therefore I Am“, die genauso auf „When We All Fall Asleep, Where Do We Go?“ hätte stattfinden können. Deswegen wird „Happier Than Ever“ wahrscheinlich auch niemanden abholen, der schon nicht mit Eilishs Debüt warm geworden ist.

Schreibe einen Kommentar

Das könnte dir auch gefallen

Album

Gwen Stefani – Bouquet

Album

Lady Gaga – Harlequin

Album

Imagine Dragons – Loom

Login

Erlaube Benachrichtigungen OK Nein, danke