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Little Simz – Sometimes I Might Be Introvert

Introvertiertheit ist vielleicht nicht gerade die beste Eigenschaft für eine große Karriere im Musik-Business, wo man oft eher Ellenbogen und eine gewisse Portion Dreistigkeit braucht, um weit zu kommen. Ab und an gibt es aber Künstler*innen, die auch diese Charaktereigenschaft in ganz großes Kino verwandeln – so geschehen auf dem jüngsten Album von Little Simz.

Deren Mut zur Introspektion hat ihre vierte Platte „Sometimes I Might Be Introvert“ in das schillerndes Werk einer Künstlerin, die ihren Hörer*innen musikalisch und thematisch viel zu bieten hat, verwandelt.

Von Orchester-Einlagen, die an Filmmusik erinnern, über Spoken-Word-Einschübe bis hin zu von Funk und Soul inspirierten Tracks deckt die Rapperin eine beeindruckende klangliche Bandbreite ab.

Der Opener „Introvert“ bereitet einen schon mal darauf vor, wo es mit dem Rest des Album hingeht: Er beginnt mit pompösen Arrangements, anschließend rappt Simz über soziale Ungerechtigkeit, über ihre Identität als schwarze Frau in England und über die korrupte Regierung. Damit kündigt sie schon mal wichtige Motive an, die sich durch die ganze Platte ziehen sollen.

Zwischen die Tracks hat die Musikerin kunstvoll angelegte Interludes gesprenkelt: „Little Q PT1“, „Gems“, „The Rapper That Came To Tea“, „Never Make Promises“ und „The Garden“ sind zwar keine klassischen Songs, aber trotzdem deutlich länger und durchdachter, als man es von so manch anderem Zwischenspiel gewohnt ist.

Obwohl Simz viele soziale Missstände mit ihrer absolut beeindruckend schnellen und scharfen Zunge anprangert, ist „Sometimes I Might Be Introvert“ kein Album, dass sich in Pessimismus verliert. Dafür sorgen Kinderchöre, optimistische Ausblicke und Little Simz’ vor Selbstsicherheit strotzende Stimme.

Vielleicht ist die Rapperin ja manchmal introvertiert – ihr viertes Album klingt aber rein musikalisch gesehen überhaupt nicht so. Stattdessen hören wir eine junge Frau, die sich viele Gedanken über sich selbst und die Welt gemacht hat und diese Überlegungen in 19 Stücke verpackt hat, die sie mit unvergleichlichem Flow, überraschenden musikalischen Details und einem bemerkenswerten Selbstbewusstsein vorträgt.

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