Wenn man das Wort „Dub“ hört, denken heutzutage die Meisten an Stroboskop-Licht und neuartige Phänomene der Musikgeschichte wie Skrillex, dessen Hauptaufgabe bei Konzerten daraus zu bestehen scheint, die feiernde Meute einzuheizen und zwischen euphorischem Springen ab und an mit der freien Hand ein paar Knöpfchen zu drehen oder zu drücken.
Wer mal in den Genuss gekommen ist, Nils Frahm live zu erleben, der kann zwar bestätigen, dass auch der Wahl-Berliner zeitweise damit beschäftigt ist, Regler in die richtige Position zu bringen, dem schüchternen Musiker aber – selbst wenn ihm daran gelegen wäre, für Party-Vibes zu sorgen – dazu zwischen seinem komplizierten Tasten-Gefrickel schlichtweg die Zeit fehlte.
Umso überraschender also, dass Frahm und Frank Schültge, besser bekannt unter seinem Künstlernamen F.S. Blumm, auf ihrem vierten gemeinsamen Album „2X1=4“ laut eigener Aussage Dub machen.
Andererseits weiß man spätestens seit seiner Gründung des Quasi Dub Development im Jahr 2014, dass zumindest Blumm ein Sympathisant des originären Genres ist. Vielleicht also doch keine so große Überraschung?
Was außer Frage steht ist, dass sich „2X1=4“ deutlich von Frahms drei Vorgängeralben unterscheidet. Die melancholischen Klaviermelodien, die sich sonst mit Beats paarten, sind fast gänzlich verschwunden.
Aber nicht nur das Klavier an sich spielt nicht mal mehr eine Nebenrolle, sondern sogar Melodien jeglicher Art sind auf „2X1=4“ zumindest nicht mehr ohne Weiteres auszumachen.
Frahm und Blumm verlieren sich auf ihrem vierten Album in einem ganz eigenen Universum aus Klängen, Soundschnipseln und prägnanten Riffs, die sich mal mit entspannten Beats, mal mit nicht eindeutig identifizierbaren Geräuschen paaren.
In „Presidential Hub“ beispielsweise liefert sich die Gitarre einen abgehackten Dialog mit maschinellen Gesangsfetzen, bevor ein verhuschtes Saxophon mit Warp-Klängen duelliert und anschließend Platz für allerhand Klangexperimente macht, während die Beatmaschine davon unbeeindruckt die kompletten siebeneinhalb Minuten weiterläuft.
Anhand solcher Songs kann man sich vorstellen, wieviel Spaß die beiden Soundtüftler in Frahms Studio gehabt haben müssen, während sie immer und immer wieder an Overdubs und Edits bastelten und Schicht über Schicht legten.
Für die Sorte Fans, die Frahm und Blumm jedoch wegen ihrer melodiösen Werke ins Herz geschlossen haben, dürfte „2X1=4“ eine Herausforderung sein.