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The Franklin Electric – This Time I See It

Kanadier genießen den schönsten Stereotyp, den man sich vorstellen kann: Unfassbar nett zu sein. Wer einmal selbst in Kanada war, am besten vor oder nach einer USA-Reise, um den direkten Vergleich zu haben, der dürfte bestätigen können, dass an diesem Vorurteil mehr als ein Fünkchen Wahrheit dran ist. Denn mit einem simplen „Thank you“, gibt sich niemand zufrieden. Stattdessen wird bei jeder Gelegenheit mindestens ein „so very much“ ergänzt.

Mit „This Time I See It“ macht The Franklin Electric seiner Herkunft in Sachen Nettigkeit alle Ehre. Denn Ecken und Kanten sucht man auf dem aktuellen Album des Indie-Folk-Kollektivs um Jon Matte vergebens.

Stattdessen gibt es anschmiegsame Indie-Pop-Songs, die keine Experimente wagen, sondern auf ausgetretenen Pfaden wandeln. Aber nur, weil viele Leute auf einem Weg wandern, macht das die Blumen am Rande nicht weniger schön. Und nett muss eben auch nicht immer die kleine Schwester von Scheiße sein, sondern ist manchmal genau das, was das schwere Herz ein bisschen leichter macht.

Deswegen ist die Rechnung zu „This Time I See“ ganz einfach. Wer zarte Folk-Songs mag, die als Hauptzutat filigrane Akustik-Gitarre oder melancholische Klavierharmonien, kombiniert mit eingängigen Gesangsmelodien in den Kochtopf werfen, der wird sich „This Time I See“ auch ein zweites Mal auf den Plattenteller legen.

Opener „After All“ macht den Weg direkt klar. Leichtes Gitarrenpicking und die Stimme von Jon Matte. Dazwischen Lyric-Fetzen wie „California“, „Water“, „Weakness“ oder „Run“ und „Escape“, die sich schon beim ersten Hören aufschnappen lassen. Das hat man so oder so ähnlich schon viele Male gehört. Schön ist das trotzdem, nur eben auch nicht außergewöhnlich.

„Ten Steps Back“ ist dem Titel zum Trotz einer der wenigen Songs auf „This Time I See“, der ein bisschen nach vorne geht, wirkt aber mit den eingestreuten Streichern und dem hallenden Schlagzeug eine Spur überproduziert.

Charmanter sind die Nummern, bei denen The Franklin Electric sich auf das Wesentliche besinnen. „Everything That I Had Ever Known“ ist im Kern eine melancholische Gitarren-Ballade, macht aber in genau den richtigen Momenten Platz für eine kleine Bläsermelodie und verzaubert genau durch diese Simplizität.

Manchmal ist weniger eben wirklich mehr.

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