Die Grandbrothers scheinen es nicht erwarten zu können, endlich wieder auf der Bühne zu stehen. Laut Zeitplan, der hier und da die legendären, rotsamtigen Wände des Glorias verunstaltet, sollen Erol Sarp und Lukas Vogel ihr Set um halb neun beginnen.

Nachdem das Kölner Duo Coma mit melodischem Sound zwischen Vocoder, Drum Machines und Pop-Gesang den gestrigen Abend bereits in die richtige Richtung lenkt und sich dafür über eine ordentliche Portion Applaus freuen darf, betreten die Grandbrothers schon um zwanzig nach Acht die Bühne.

Die beiden Jungs, die sich beim Studium in Düsseldorf kennengelernt haben, definieren ihre Live-Konzerte selbst als „audio-visuelle Erfahrung für die Performer und das Publikum“ und treffen mit dieser Beschreibung völlig ins Schwarze.

Statt einzelner Songs präsentieren die Grandbrothers im ausverkauften Gloria vielmehr eine in sich stimmige Performance, bei der nicht nur Licht und Musik perfekt ineinander greifen, sondern auch Songtitel völlig überflüssig werden, da Enden und Anfänge so organisch miteinander verschmelzen, dass sie wie ein Ganzes wirken.

Das mag vielleicht auch daran liegen, dass die Grandbrothers bei ihren Stücken gänzlich auf Gesang verzichten. Besonders bei Live-Konzerten ist das in Sachen Stimmung immer eine Herausforderung, die das Duo an diesem Abend bestens meistert.

Nachdem Sarp nach den ersten drei Songs die kurze Pause nutzt, um das Mikro zu ergreifen und dem Publikum versichert, dass er wirklich nur eine Erkältung habe und deswegen heute Abend leider nicht so viel erzählen könne wie sonst (was mit scherzhaften Rufen nach Masken aus der Menge quittiert wird), sagt er weiter:

„Tja. Mitsingen könnt ihr nicht. Aber tanzen, wenn ihr wollt. Das sieht von hier oben dann nämlich ganz cool aus. Und holt euch doch vielleicht alle noch ein Bier. Wir haben hier nämlich noch ein paar.“

Das Publikum tut ihnen den Gefallen. Immer wieder fühlt man sich mit der Kombination aus expressiver Lichtshow und den stampfenden Electronica, mit denen Vogel die oft melancholischen Klavierklänge Sarps bereichert, wie auf der Tanzfläche eines Clubs.

Mit dem feinen Unterschied, dass das Publikumsgejohle und das leidenschaftliche Beklatschen jeder noch so kleinen Pause dort sicher deutlich bescheidener ausfällt, als im Gloria. Das findet auch Sarp, der gegen Ende des Sets erneut das Mikro ergreift und – bevor er den Titeltrack des aktuellen Albums „All The Unknown“ ankündigt – feststellt:

„Das läuft ganz gut hier heute Abend. Wenn ihr später noch ein bisschen Zeit habt und die Platte kaufen oder mir einen Ingwer-Tee vorbei bringen wollt, dann sehen wir uns am Merch-Stand.“

Aber so schnell lassen die Kölner die Grandbrothers noch nicht davonkommen, denn mit nur einer Zugabe gibt sich das Publikum noch nicht zufrieden. „Na gut, wenn ihr unbedingt noch was hören wollt, dann spielen wir noch einen Song. Der kann euch sanft nach Hause begleitet“, sagt Vogel.

Dass das Publikum in diesem leisen Moment nicht ganz so aufmerksam zuhört und die sanften Klavierharmonien öfter durch Gespräche oder Getränkebestellungen an der Bar in den Hintergrund rücken, kann man nach einem so gelungenem Abend getrost auf die überbordende Euphorie des Publikums schieben.

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