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Touching – littleworlds

Viele Künstler*innen widmeten sich im letzten Jahr besonderen Themen, die sich mehr oder weniger an dem individuellen Erleben einer kollektiven, globalen Krise abarbeiteten. Touchings Debütalbum “Isolation Blues” fiel in eben diese Zeit, sein Zweitlingswerk “littleworlds” im weiteren Sinne auch.

Als Produkt dieser pandemischen Zeit bildet Touching, ein Projektname, hinter dem der Multi-Instrumentalist und Produzent Michael Falk steckt, die Entwicklung der letzten zwei Jahre ab – und sind eben deswegen grundverschieden.

“littleworlds” kommt mit genau dem Grandeur daher, dass man von einem solchen Cover vermuten würde. Eine rote Büste, durchzogen von einem blitzartigen Schein, der zwischen Filmkörnung und Signalfarben wie ein subtiles Nicken in Richtung abwesender Normalität wirkt.

Touching macht mit “littleworlds” keine Musik für die Zeiten, in denen alles normal ist. Genau wie “Isolation Blues”, das im letzten Jahr Touchings Ventil für die erschöpfende Fülle an Zeit war, die plötzlich jeder für die Introspektive und Fluchtversuche aus der eigenen Unbeweglichkeit hatte.

In “littleworlds” erleben wir den Ausbruch aus dieser Starre. “Two Solitudes” markiert so gewissermaßen die Erkenntnis, dass selbst Einsamkeit eine kollektive Erfahrung sein kann, Falks Stimme wirkt kraftvoller und muss sich weniger hinter dem – immer noch beeindruckend atmosphärischen – Zusammenspiel aus Drums und Gitarre verstecken als noch bei “Isolation Blues”.

Touchings “littleworlds” wirkt so komplett, teilweise pathetisch und melancholisch, energiegeladen, aber reduziert, dass man fast daran zweifeln möchte, dass Touching keine ganze Band, sondern nur Michael Falks eigene Kreation ist.

Touching wirkt wie eine Alternative-Rock-Größe, die neben The National bestehen könnte, “littleworlds” wie ein Album, dessen Diversität nur in einem Probenraum entstehen könnte, in endlosen Sessions, die die gemeinsamen Emotionen in Wände aus Sounds übersetzt.

Mit der Imposanz Mogwais, der kreativen Spannweite von Big Red Machine und der ausdrucksvollen Stimme eines wahren Singer/Songwriters ist “littleworlds” eines der Alben zu dieser Zeit und Touching vielleicht die beste Band, die keine ist.

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