Es ist sicherlich ein ambitioniertes Projekt, das sich Girlwoman da vorgenommen hat, erst recht für ein Debütalbum. Ein Album, das sie „Das große Ganze“ genannt hat – lässt sich ein Titel noch kleiner dimensionieren? Ambitioniert ist die Platte nun in mehrerlei Hinsicht, sowohl thematisch als auch in seiner Produktionsgeschichte.
„Das große Ganze“ ist eine Heimproduktion, ein wahres Herzensprojekt der Bielefelder Sängerin: Über drei Jahre hinweg nahm sie die Songs zusammen mit dem Produzenten Rasmus Exner in ihrer Wohnung auf, selbst das Artwork gestaltete sie selbst.
Wenn man in „Strom Linie Form“ ein Streichorchester zu hören glaubt, dann sind es letztlich doch eine selbst eingespielte Geige und Bratsche, Spur über Spur übereinandergesetzt.
Für ihr Debüt nimmt sich Girlwoman die großen Themen vor – besonders die Zeit, diese „miese Verräterin“ („Plattenweg“) scheint sie umzutreiben. Sie, die sie ja schon mit ihrem Künstlernamen in einem Dazwischen von Kindheit und Erwachsensein steckt.
Nun bewältigt sie in einem Schlüsselsong ihr „Tick Tack Trauma“ oder betreibt an anderer Stelle Vergangenheitsbewältigung: „Hätte ich gewusst, dass Jetzt verdammt nochmal jetzt und nicht später ist.“
Das zweiteilige „Morgen ist alles anders“, der in Pt. 2 in ein davonschweifendes Instrumental mündet, ist ein Song über Vergänglichkeit – wenn er davon erzählt, wie irgendwann das Zuhause leer, das Lachen verhallt und die Zeit stehen geblieben ist. So düster sich das liest, so klingt es.
Auch musikalisch entwirft Girlwoman auf „Das Große Ganze“ eine urbane Dystopie, einen „Tauchgang durch die Nacht“, mit schweren Bässen, dramatischen Streicherparts und nicht zuletzt ihrem dunklen Rap-Gesang.
„Prisma“ etwa ist mit stroboskopischen Synths und treibenden Elektrobeats bester Dance-Pop, allerdings keiner für die Tanzfläche. Girlwoman wird wohl nicht im Club laufen. Eher erschafft sie hier eine düstere Welt für die Melancholischen und Schwermütigen.