Die britische Hafenstadt Brighton ist vielen als Melting Pot neuer und vor allem wegweisender Musik bekannt. Architects, Passenger, The Kooks, Blood Red Shoes, Royal Blood, Slaves und nicht zuvergessen Fatboy Slim sind in der Stadt aufgewachsen, haben sich inspirieren lassen und begannen von hier aus ihre Reise rund um den Globus. Dazu gesellen sich Musiker wie Michael Schenker von den Scorpions oder Nick Cave, die die kleine Stadt an der Südküste Englands als ihre neue Heimat ansehen und sich hier niederließen.
Aber auch für Band-Nachwuchs ist in Brighton immer gesorgt. Gilt die Studentenstadt doch als offenste und kreativste Stadt im ganzen Königreich. So kam es zum Beispiel dazu, dass mit dem The Great Escape Festival jährlich ein Festival in Brighton veranstaltet wird, bei dem junge Bands im Vordergrund stehen – und nicht wie sonst die Headliner, die auch so auf jedem Festival spielen könnten.
Auch die Brightoner Penelope Isles profitierten von diesem Festival, als sie 2019 dort das erste Mal auftraten. Zuvor nur in der dortigen Musikgemeinde bekannt, wuchs der Radius ihrer Fangemeinde immer stärker an – zuerst im eigenen Land, dann sogar über den Ärmelkanal hinaus.
Nun, knapp zwei Jahren nach dem Debütalbum “Until The Tide Creeps In” kommt mit „Which Way To Happy“ etwas Neues für die indie-freudigen Ohren. Aufgenommen in einem kleinen Cottage in der Grafschaft Cornwall, bringen die Geschwister Jack und Lily Wolter ihre Musik mal wieder genau auf den Punkt:
Frischer Dream-Pop mit melodischem Gesang. Das hört man z.B. beim Opener “Terrified” vom ersten Moment an. Eine treibende Akustikgitarre, eine akzentuierte Bassline, das treibende Schlagzeug und der verzerrte melodische Gesang von Lily Wolter – dazu ein Xylophon, Synthesizer und Effekte.
“Iced Gems” fällt auf „Which Way To Happy“ irgendwie sofort auf. Lily Wolters Stimme wird anfangs nur durch einen Drumcomputer und einer Synthesizer-Melodie unterstützt – eine monotone und dennoch greifende Begleitung, die perfekt die Melodie des Gesangs ergänzt. Der Song wirkt dabei stets federleicht und entfaltet sich zu einem Psychedelic-Pop, wie man ihn auf dieser Art und Weise nur von Tame Impala kennt.
Auch “Sailing Still” agiert auf diese Weise weiter. Der Track ist eine emotionale Ballade, die mit Bläsern und einer Klangwelt aus Streichern daherkommt. Mit seinem angenehmen, aber zugleich zielstrebigen Tempo zeigt es einem deutlich, dass Penelope Isles Musik erwachsener geworden und nicht mehr so ganz verspielt ist.
“Miss Moon” ist Psychedelic-Pop durch und durch – ein Klangspektrum, das gefühlt jede Ecke des Raumes ausfüllt. Ein kosmischer Chor, verzerrte Melodien und leuchtende Gitarren – der Titel versprüht eine unglaubliche Wärme, wird aber zugleich mit einer feinen Note heruntergeschreddert.
Es sind genau diese zwei Klangsäulen aus ruhigen und schnellen Songs, die „Which Way To Happy“ so abwechslungsreich machen. Innerhalb weniger Momente kann das neue Album sein Gesicht komplett ändern.
“Sudoku” ist wieder so ein Moment. Nachdem man bei “Miss Moon” ordentlich aufgeputscht wurde, kommt “Sudoku” wieder intimer daher. Jack Wolter, der mit engelsgleicher Stimme diesen Song präsentiert, wird nur spartanisch musikalisch begleitet und wirkt dadurch sehr leicht und offener wie kaum ein Penelope-Isles-Song je zuvor.
Den Abschluss auf „Which Way To Happy“ macht das nahezu instrumentale “In A Cage”. Der dröhnende Bass am Anfang, begleitet nur von Synthesizer und Vogelgezwitscher, erzeugt eine Klangwelt, die zunächst bedrohlich wirkt, aber im späteren Verlauf von der Gitarre gemildert wird.
Dazu hört man immer wieder Klänge, die Penelope Isles in ihrer Umgebung gefunden und aufgenommen haben, Kreissägen, Hubschrauber und Vögel, die von Jack Wolters klarer und ruhiger Stimme begleitet werden, die sehr beruhigend wirkt und das Wirrwarr vom Anfang entschärft.