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The Hives – Live im E-Werk, Köln

Am vergangenen Samstagabend liegt eine Spannung in der Luft, die Urinstinkte aktiviert. Man bekommt den Drang, um sich zu wüten und Energie herauszulassen, zu schreien und sich wild zu bewegen. Das schafft nur der Kampf gegen die Natur in prähistorischen Zeiten – oder in der heutigen Periode eine Show der Hives im Kölner E-Werk.

Nach der virtuellen Welttournee im vergangenen Jahr folgt nun die echte. Dass es ein besonderes Spektakel wird, zeigt bereits vor dem Konzert der schwedischen Indie-Garage-Rocker die Präsenz der als Ninjas verkleideten Roadies, die über die Bühne huschen, hier eine Gitarre stimmen und da ein Mikro testen.

Der riesige Banner hinter ihnen zeigt gleich zwei Dinge: Zum Einen die Schwarz-Weiß-Dychotomie, die die Band bereits seit über 20 Jahren ihrer Geschichte für Outfits und Logos nutzt und in ihrer Form ständig weiterentwickelt. Zum Anderen, dass die neueste Designversion von wilden Blitzen dominiert ist. The Hives stehen unter Strom.

Dann erscheint die Band selbst. Zuerst die Rhythmusgruppe, es folgen unauffällig die zwei Gitarristen. Schließlich platzt die Hauptattraktion in den Raum: “Howlin'” Pelle Almqvist explodiert im Opener “Come On”, ebenfalls der erste Track des mittlerweile neun Jahre alten und dennoch aktuellen Studioalbums “Lex Hives”, zur Begrüßung ans Mikrofon und wiederholt “Come one”, den einzigen Text des Songs, immer frenetischer.

Passend zur Blitz-Optik ihres Bühnensets sind die Hives in ihrer derzeitigen Phase in schwarzen Anzügen mit wilden weißen Blitzmustern gekleidet. Zwischenzeitlich geht während der Show das Licht aus und es zeigt sich: Die Blitze leuchten im Dunkeln.

Almqvist ist eine Naturgewalt, eine zeitlose Rock’n’Roll-Maschine, die die Menge mit eiserner Faust regiert und das Mikrofon, sofern er nicht gerade seinem Beinamen alle Ehre macht und unbändig hineinkreischt, durch die Lüfte schwingen lässt.

Währenddessen wütet sich seine Band durch die Garage-Riffgewitter, die sich über die Jahre angesammelt haben. Die Hives haben einen ganz entscheidenden Vorteil auf ihrer Seite: Jeder einzelne Song ist ein verdammter Hit für die Ewigkeit.

Kurz lässt der heulende Pelle die Zuschauer gänzlich verstummen, um ohne Mikro seinen Unmut über die angeblich dürftige Intensität der ungefähr 1.500 Zuschauer zu äußern.

Der Frontmann ist allgemein sehr daran interessiert, sein Publikum im Spaß zu tadeln und zu triezen, weil sie ihm angeblich noch zu leise seien. Viel Lärm und am Ende wahrscheinlich zahlreiche heisere Kehlen sind das Ergebnis.

Von einem Ende der Bühne zum anderen springt Almqvist, taucht auch mal in die Menge und tanzt sich die Füße wund – jeder Moment im Leben des Sängers endet in einer Rockstar-Pose, die allerdings nicht zum Fremdschämen, sondern zum Tanzen und Feiern animiert.

Man könnte der Band als Außenstehender nach all den Jahren etwa zu viel einstudierte Choreografie in ihrem Kontrollverlust oder sogar – fürs Rockstartum besonders schmerzhaft – Routine vorwerfen.

Wer allerdings so etwas sagt, hat sich sofort verraten und indirekt zugegeben, noch nie auf einer Hives-Show gewesen zu sein. Es ist kein Wunder, dass auch 2021 die Hives noch immer als eine der besten Live-Bands der Welt gelten.

Ganz groß wurde das Quintett in den 2000er Jahren, in denen sie als eine der Säulen des Garage-Rock-Revivals angesehen wurden. Sollte das Genre nochmals zu verschwinden drohen, müsste sich allerdings keine Sorge breit machen: Die Hives sind da.

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