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Deep Throat Choir – In Order To Know You

Äußerst selten trifft man auf Chöre in der alternativen Szene, die nicht einfach als nette Begleitung im Hintergrund stehen, sondern als gestandene Einheit auftreten.

Zu gerne ist solch ein Gesangs-Ensemble einfach ein nettes Gimmick, gerade wenn einfallslose Bands vor einer Unplugged-Herausforderung stehen und in Weniger-ist-mehr-Manier eher unpassende Fulminanz-Klischees auf ihre Songs schichten.

Dass Chöre abseits der öden Statistenrolle auch im Rampenlicht funktionieren, zeigt der Deep Throat Choir: 2013 gegründet von Landshapes-Co-Chefin Luisa Gerstein brachte das queerfeministische Kollektiv 2017 sein Debütalbum “Be OK” heraus, auf dem die Gruppe mit poppigen, souligen und zuweilen angejazzten Vocal-Arrangements, sowie minimaler Instrumentalbegleitung Künstler*innen wie Björk und Amy Winehouse coverte.

Der Sound schien schnell gefunden, die Vibes zwischen Indie und Pop, zwischen gemeinschaftlichem Gesang und dem gelegentlichen Herausbrechen einer Solostimme, zwischen Wohlfühlsound und komplexer Ernsthaftigkeit scheinen für den Deep Throat Choir richtig.

So sehr, dass das Zweitlingswerk “In Order To Know You” in jeglicher Hinsicht eine Weiterentwicklung ist. Das Album besteht ausschließlich aus Eigenkompositionen, die stimmlichen Aufschichtungen wirken komplexer und facettenreicher und auch die Instrumentierung wird voller gestaltet – wenn auch nur in einem dezenten Rahmen, um den Fokus nicht vom Gesang abzulenken.

Der funkige Unterbau wartet nun neben dem einfachen Schlagzeug auch mit Klavierspuren, Bläsern und viel mehr Groove auf, der stellenweise dramatische Motown-Anleihen andeutet. Daneben probiert sich das 25-köpfige Ensemble ebenfalls in art-poppigen und durchaus auch klassischen Gefilden aus.

Das Ergebnis sind filigrane Songs mit Präsenz und Dramatik, die nie zu kopflastig werden – ein Wunder, wenn man bedenkt, dass um die 30 Musiker*innen involviert sind und zu viele Köche schnell den Brei hätten verderben können.

Allerdings scheint diese Gefahr so präsent gewesen zu sein, dass der Deep Throat Choir auch oft ins andere Extrem verfällt: Spannungsbögen sind in den elf Songs kaum vorhanden und die Tracks plätschern gerne auf einer Dynamikebene vor sich hin.

Angesichts einer Personalstärke von mehreren Dutzend Beteiligten ermüdet es nach einigen Songs, dass “In Order To Know You” ausschließlich introspektiv mäandern kann, ohne wirklich Aufsehen zu erregen. Deep Throat Choir gehen trotz größerer Ambitionen auf Nummer sicher und verzetteln sich in ihrer Zurückhaltung.

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