Mit ihrem dritten Album verheiraten Boy Harsher ihre beiden Leidenschaften zu einem dunklen, luiziden Großprojekt. „The Runner“ ist der Soundtrack zu einem gleichnamigen Horror-Film, den das US-amerikanische Dark-Wave-Duo parallel zur Platte veröffentlicht.

Für Sängerin Jae Matthews und Produzent Gus Muller schließt sich damit ein Kreis. Die beiden lernten sich in Savannah, Georgia an der Filmhochschule kennen, wo sie zunächst mit dem gemeinsamen Projekt Teen Dreamz Kurzgeschichten mit Synthie-Sounds untermalten.

Zwei Jahre später funktionierten ihre Stücke unter dem neu verordneten Bandnamen Boy Harsher auch ohne Bilder. Aus theatralischem Synth-Pop mit 80er-Retro-Charme entstand mit „Pain“ ein erster Underground-Hit.

Jetzt kommt beides zusammen: das Konzept des Songs gleichermaßen wie das der Untermalung. Mal sind es rein instrumentale Stücke, wie etwa „Untitled Piano“, mal beatgetriebene Spoken-Word-Lyrik wie in „Give Me A Reason“ oder „Escape“.

Zu den geballten Synth-Bässen aus letzterer Kategorie sieht man vor dem geistigen Auge Dave Gahan schlangenförmige Tanzbewegungen vollziehen, Tears For Fears und Duran Duran in einen zwiespältigen Jungbrunnen springen, die Berliner Mauer fallen und viele schlechte Frisuren wettstreiten.

Der in Rot getränkte und lethargisch bis blutig anmutende Trailer zum Streifen verspricht da ganz andere Bilder und bleibt doch völlig ergebnisoffen. Ironischerweise spielen Harsher ihre musikalische Kernkompetenz auf „The Runner“ so routiniert und unterkühlt ab, dass sie fast blutleer wirkt. Ist das jetzt passend oder unpassend?

Es deckt sich jedenfalls mit den optischen Möglichkeiten des Genres. Doch Emotionen haben sich die Künstler, die hier im Wesentlichen anklingen, deshalb noch nie verboten, und zumindest das kann man Boy Harsher zum Vorwurf machen.

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