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Eddie Vedder – Earthling

„Ukulele Songs“ war sofort als Eddie-Vedder-Soloplatte identifizierbar. Denn wie der Titel schon vorweg nahm, hängte der Pearl-Jam-Frontmann seine Gitarre dafür zur Seite und widmete sich auf Albumlänge ihrem viersaitigen Geschwisterchen.

Knapp 11 Jahre später steht mit „Earthling“ nun das insgesamt dritte Solowerk des 57-Jährigen in den Startlöchern. Mit dem kommt er seinem Bandsound so nahe wie auf keinem seiner Vorgänger. Denn auch die ersten alleinigen Pfade vor mittlerweile fast 15 Jahren beschritt Vedder auf leisen Sohlen.

Mit „Into The Wild“ lieferte er den akustischen Soundtrack zum gleichnamigen Film und verpackte Fernweh in Kombination mit dem Überdruss an der kapitalistischen Gesellschaft dermaßen überzeugend in Musik, dass auch heute noch Songs wie„Hard Sun“ oder „Society“ Dauergast in der Lieblings-Roadtrip-Playlist sind.

„Earthling“ hingegen lässt sich nicht so einfach in eine Kategorie einordnen. Denn mal kracht es und man möchte sogar das Wort „Punk“ oder „Ska“ niederschreiben, während Vedder bei anderen Nummern die Kitschklippe ganz haarscharf nicht umschifft.

Was einen gleich zum Opener bringt. „Invincible“. In knapp fünf Minuten fährt Vedder in Sachen Instrumentierung ganz groß auf. Textlich wird es nicht weniger theatralisch. Zeilen wie „Feeling honest as a promise / Troubled times have come upon us / At the core of the cosmos / We are so much more than particles“ werden von pompöser Instrumentierung untermalt, die weder vor jeder Menge Backgroundchöre, noch Synthies oder schlagerähnlichen Schlagzeugpattern (die das typische Stadion-Mitgeklatsche sowas von herausfordern) Halt macht.

So gibt „Invincible“ zumindest in einer Hinsicht eine ganz gute Figur ab: Als Anwärter für die nächste Live-8-Hymne. Schade, denn Vedders Stimme braucht doch so einen Pomp gar nicht, um unter die Haut zu gehen.

Das beweisen beispielsweise die Songs „Long Way“ oder „Brother In The Cloud“. Besonders Letzterer mit seinem melodiösen Anfang inklusive Vibe vergangener Pearl-Jam-Zeiten und dem krachigeren Refrain ist ein klares Highlight auf „Earthling“.

Nachdem „The Haves” als melodiöse Ballade mit Streichern und Vedders Stimmbändern, die sich gegen Ende des Songs einer Zerreißprobe unterziehen, für Ruhe sorgt, mischen „Good And Evil“, „Roses Of Jericho“ und „Try“ als treibende Rocknummern, die sogar vor Ska-Punk-Einflüssen nicht zurückschrecken und genauso auch auf einer Pearl-Jam-Platte nicht fehl am Platze wären, „Earthling“ ordentlich auf.

Solche Songs dürften auch erklären, warum Vedder seine anstehende Tour zum Album nicht alleine bestreitet, sondern mit beispielsweise Chad Smith, der sonst die Drumsticks bei den Red Hot Chili Peppers schwingt, oder Folk-Barde Glen Hansard einige Hochkaräter ihres Gebiets zu seinen „Earthlings“ zählt.

Man kann sich gut vorstellen, dass es dieser starken Live-Formation gelingt, „Earthling“ eingebettet in andere Meilensteine aus Vedders Karriere als stimmiges Ganzes zu präsentieren. Auf Platte fehlt dem dritten Solowerk etwas die Balance.

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