Die Magie war sofort wieder da – Midlake im Interview

Knapp neun Jahre mussten Midlake-Fans auf diesen Tag warten. Endlich melden sich die Indie-Popper aus Texas mit ihrem Comeback-Album “For The Sake Of Bethel Woods” zurück. Kurz vor der Veröffentlichung des neuen Studioschaffens trafen wir uns mit Sänger Eric Pulido zum Interview und sprachen über magische Klischees, neue Erfahrungen und die Kraft der Hoffnung.

MusikBlog: Eric, ihr habt eure Fans beinahe zehn Jahre auf diesen Moment warten lassen. Nun seid ihr endlich mit einem neuen Album zurück. Warum gerade jetzt? Was gab den Ausschlag?

Eric Pulido: Es gab viele Dinge, die letztlich dazu geführt haben, dass wir jetzt wieder alle gemeinsam in einem Boot sitzen. Wir sind und waren immer Freunde. Wir wussten, dass wir irgendwann wieder zusammenkommen werden, um die Geschichte der Band weiterzuschreiben.

MusikBlog: Es war zu lesen, dass der tragische Verlust von Jesse Chandlers Vater (der Vater des Keyboarders starb im Jahr 2018) eine Rolle gespielt haben soll. War dem so?

Eric Pulido: Wie gesagt, es gab mehrere Dinge, die letztlich dazu geführt haben – der Tod von Jesses Vater war sicherlich der emotionalste davon. Ich habe während der Zeit, in der wir getrennt waren, immer an die Band gedacht. Da war auch immer ein Teil von mir, der sich danach sehnte, wieder mit den Jungs Musik zu machen. Ich denke, dass es uns allen so ging. Wenn man so eng miteinander ist, dann trifft man so eine Entscheidung nicht aus den falschen Gründen. Das Business spielte nie eine Rolle. Es ging nur um die Musik und um uns als Band.

MusikBlog: Erinnerst du dich an euer erstes Zusammentreffen? Wie war die erste Probe?

Eric Pulido: Ich weiß, es klingt wahrscheinlich wie ein Klischee, aber es lief so, als wären wir nie getrennt gewesen. Es lief sogar noch ein bisschen besser, da wir uns über die Jahre ja auch musikalisch weiterentwickelt haben. Es ist schwer zu beschreiben. Die Magie war sofort wieder da.

MusikBlog: Vor zwei Jahren gab es wohl schon einmal eine Annäherung, stimmt das?

Eric Pulido: Ja, wir waren damals zu einer Awards-Show eingeladen, bei der wir auch ein Song vom letzten Album performten. Schon damals merkten wir, dass es immer noch sehr gut passt.

MusikBlog: Nun habt ihr euer neues Album “For The Sake Of Bethel Woods” am Start. Erzähl uns vom Produktionsprozess. Wie liefen die Aufnahmen ab?

Eric Pulido: Wir haben uns zuerst immer nur in kleinen Gruppen treffen können. Das ging eine ganze Weile so. Irgendwann rückte dann die Studiozeit näher. Dann haben wir mit unserem Produzenten John Congleton gut zwei Wochen intensiv als Band gearbeitet. Das war eine tolle Zeit, in der wir uns den Umständen angepasst und gearbeitet haben. Das war natürlich komisch irgendwie, keine Frage. Aber es war auch eine neue Erfahrung von Freiheit. Man wusste ja nie, wie der nächste Tag ablaufen würde. Diese tägliche Routine, die wir sonst immer hatten, wich plötzlich einer permanenten Offenheit. Wir mussten flexibel und immer bereit sein. Das war irgendwie auch befreiend und cool.

MusikBlog: Musikalisch stellt ihr euch unheimlich breit, warm und positiv auf. War diese Soundrichtung von Beginn an so gewollt?

Eric Pulido: Auf den Sound bezogen hatten wir eigentlich überhaupt keinen abgesteckten Plan. Unsere Einflüsse sind so vielfältig und genreübergreifend. Die Dinge passieren einfach. Die Songs klingen einfach wie sie klingen. Das Einzige, was uns allen wichtig war, war eine gewisse Positivität. Wir wollten, dass man trotz der Melancholie des Albums ein Gefühl der Hoffnung hat, wenn man sich mit dem großen Ganzen auseinandersetzt.

MusikBlog: Hoffnung ist ein gutes Stichwort. “Noble” ist der vielleicht intimste und aufwühlendste Song des Albums. In dem Lied geht es um den kleinen Sohn eures Schlagzeugers McKenzie Smith, der seit der Geburt an einem Hirnschaden leidet. Wie sehr hat sich das Schreiben dieses Songs vom Schreiben der anderen Lieder unterschieden?

Eric Pulido: Nun, Noble ist mittlerweile drei Jahre alt, und er selbst bekommt von dem ganzen Drama am wenigsten mit. Sorgen machen sich nur die Erwachsenen. Aber es geht ihm gut, nur das zählt. Der Song entstand einfach so. Jessie hatte mir die Grundakkorde auf dem Piano vorgespielt und ich habe dann den Text dazu verfasst. Ich weiß nicht, es passierte einfach, dass ich irgendwann an einem Text saß, bei dem es um Noble und das Leben an sich ging. Ich habe dann McKenzie gefragt, ob es ok wäre, wenn wir den Song ausarbeiten. Er fand die Idee super. Seitdem zählt “Noble” zu unseren Lieblingssongs. Gestern hatten wir eine Show, wo wir auch “Noble” gespielt haben. Wir erzählen dann immer ein bisschen was zu den Hintergründen. Diese Momente sind sehr wertvoll, nicht nur für uns, sondern auch für Leute, die ein ähnliches Schicksal teilen.

MusikBlog: Das Livespielen musste viele Monate hintenan stehen. Nun geht es endlich wieder vielerorts los. Was bedeutet das für euch das als Band?

Eric Pulido: Das Touren ist mit nichts zu vergleichen. Wenn man mit seinen Freunden unterwegs ist und tagtäglich das machen kann, was man am meisten liebt, dann ist das ein Privileg, das wir alle sehr zu schätzen wissen. Wir haben, wie tausende andere Bands auch, viel gelitten. Wir wollten, aber wir konnten nicht. Jetzt geht es glücklicherweise wieder los. Meine Oma hat früher immer gesagt: Eric, sei froh darüber, dass du die Welt mit jungen Augen sehen und erleben darfst. Da steckt viel Wahrheit drin. Ich bin dankbar dafür, dass ich all die bisherigen Erfahrungen machen durfte.

Musikblog: Im April stehen endlich auch wieder einige Europa-Dates an. Leider gibt es keine Shows in Deutschland. Woran liegt das?

Eric Pulido: Da hat uns die Corona-Situation leider einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wir hatten bereits für März einige Shows in Deutschland gebucht. Aber die mussten leider aus bekannten Gründen abgesagt werden. Wir hoffen und denken, dass wir im Herbst noch einmal rüberkommen können. Dann werden wir diese Shows nachholen.

MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.

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