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Mattiel – Georgia Gothic

Das dritte Album des Duos Mattiel aus Atlanta ist geprägt vom Reisen und einer sich abermals angenehm aufschaukelnden Vielseitigkeit.

1930 malte Grant Wood den ikonischen „American Gothic“, von dem man bis heute nicht genau weiß, wie er zu deuten ist. Wollte Wood mit seinem Realismus Bewunderung für den Mann mit der Mistgabel und seine Ehefrau ausdrücken, die vor einem gotischen Haus in Iowa stehen? Nimmt er sie ironisch aufs Korn? Oder hat er womöglich gar Verächtliches für sie übrig?

Drei Bundesstaaten und 16 Fahrstunden weiter südöstlich ist „Georgia Gothic“ angesiedelt und in seiner Interpretation deutlich weniger offen gehalten als sein bildlicher Vorläufer:

„Reach out you can touch that shinign sea/ God has shared his grace on me/ You will never have an empty cup/ ‘cause God has shared his grace on us.“ singt Mattiel Brown in „You Can Have It All“ in Dauerschleife, mit zynischer Bestimmtheit.

In der Abgeschiedenheit einer Waldhütte im Norden ihres Heimatstaates entstanden bissige Texte zu bunter, griffiger Musik, die als kleiner Streifzug durch die amerikanische Popmusikgeschichte gelesen werden kann.

Es finden sich Spurenelemente von Joni Mitchell und Fleetwood Mac, von Aldous Harding und Cage The Elephant. Von Indie-Rock und Psych-Pop bis Hip-Hop sind die Stile so luftig vermengt, dass sie nie dick auftragen, nie posieren, sondern selbstbewusst ihre Standfestigkeit unter Beweis stellen.

Und hier ist die Platte dem Blick des „American Gothic“, der im Art Institute of Chicago hängt, dann wieder verdammt ähnlich. Bezweifeln kann man aber, dass dem „Georgia Gothic“ ein Museum blüht, denn dafür fehlt unterm Strich eine gute Portion Eigenständigkeit.

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