Das sechsköpfigen Knalltüten-Kollektiv Warmduscher betont seinen Disko-Post-Punk auf dem neuen Album “At The Hot Spot” weniger denn je auf den letzten beiden Silben. Es schwankt jetzt mit noch mehr Schlagseite zu Lounge und Soul, und agiert dabei mal laut, mal launig.

Warmduscher, da steckt eigentlich schon im Namen ein verdrehter Ansatz drin, der sich nicht entschlüsseln will. Die Band aus London, wiederum bestehend aus Teilen der Band Fat White Family und der Hauptfigur Clams Baker Jr., der eigentlich Craig Louis Higgins Jr. heißt und hauptberuflich beim Elektro-Kollektiv Paranoid London die Regler schiebt, hat in der Vergangenheit den Eindruck gefestigt, sich selbst nicht allzu ernst zu nehmen und darüber hinaus das Anything-Goes-Prinzip zu hofieren.

Nach dem dritten Album „Tainted Lunch“ aus 2019, auf dem Iggy Pop einen kleinen Gastauftritt hatte, erscheint nun „At The Hotspot” und hat zwischen fistelstimmigem Soul und Spoken-Word-Pust-Punk vor allem bekifften Lounge in petto, der eher existiert, als sich festzusetzen.

„Fatso“ etwa, ein Song für Entschleunigung, um an Rosen zu schnuppern, wie Baker Jr behauptet. Ein hervorragendes Bild für die Unbestimmtheit der Band. In den Momenten, in denen Warmduscher allerdings den kleinen frechen Bruder von IDLES in Diskoklamotte geben, entstehen unbeabsichtigt Parolen, die aktueller kaum sein könnten.

„We sleep, they fight!/ We speak, they fight!/ We preach, they fight!/ We teach, they fight”, schreit Clams Baker Jr mit maschineller Genauigkeit in „Eight Minute Machines“. Man fragt sich allerdings: Warum? Um im direkten Anschluss danach einen funkigen Mitwipp-Song mit politisch unkorrekten Spoken-Word-Passagen zu bringen, der alles als Witz enttarnt?

Über besagtes „Wildflower“ ist sich Baker Jr selbst nicht so schlüssig, wie sein wirres Statement dazu verrät: “Ich habe diesen verdammten Track immer und immer wieder gemacht und versucht, eine Art Talking Heads, ‘Once In A Lifetime’ zu machen. Dann kam ich an einen Punkt, an dem ich dachte: ‘Igitt! Scheiß drauf und scheiß auf diese Wichser!’ Ich habe das Demo an die Jungs geschickt und sie haben sich kaputtgelacht.”

Und so bleibt auch mit dem vierten Album am Ende eine Band, die völlig offenlässt, was sie eigentlich will.

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