Die Psychedelic Porn Crumpets: Man kommt wegen des gleichermaßen kuriosen wie ordinären Namens, man bleibt für den abgedrehten Sound, den die Australier seit ihrer Gründung 2014 auf nun schon fünf Alben ohne Rücksicht auf (Gehör-)Verluste ausleben.

Oftmals werden sie mit ihren Landsmännern Tame Impala verglichen. Dabei sind die Psychedelic Porn Crumpets eher eine Antithese zu Impala-Kopf Kevin Parker. Was wäre, wenn Tame Impala nach ihrem bahnbrechenden Debütalbum „Innerspeaker“ von 2010 statt käsigen 80er-Synthies und Hip-Hop-esken Beats eher Stoner-Fuzz und viel mehr als nur Gras für sich entdeckt hätten?

Genau wie der Vorgänger „SHYGA! The Sunlight Mound“ kann auch das fünfte Album „Night Gnomes“ hier als Antwort gesehen werden.

Das Intro zum Opener „The Creator“ täuscht an mit einem Einstieg, den man aus dem Elektro-Mainstream der frühen 00er Jahre kennt – nur, um nach 90 Sekunden in einen apokalyptisch angehauchten Space-Psych-Brecher auszuarten.

Die Gitarren sind völlig übersteuert, das Schlagzeug scheppert ohrenbetäubend, der lässige Gesang ist verhallt und danach verzerrt – der Hauptpreis für die schönste Klangästhetik könnte den Australiern nicht egaler sein.

Dazu kommen garagen-mäßige Pentatonik-Riffs, die in einem anderen Kontext zu übertrieben oder albern wirken könnten. Die Psychedelic Porn Crumpets shredden sich allerdings die Seele frei und lassen keinen Zweifel an ihrem wahnsinnigen Songwriting-Genie.

Mit „Bread & Butter“ schafft es nach dem heftigen Einstieg ein ruhiges kleines Akustik-Stück als Verschnaufpause in die Tracklist, das wehmütige 60s-Woodstock-Stimmung aufkommen lässt. Sowieso zeigen die Crumpets eine Vielseitigkeit, die auch die Co-Australier und -Virtuosen King Gizzard And The Lizard Wizard so ähnlich an den Tag legen.

Mal geht es, wie zu Beginn, in den Heavy-Psych, dann steht Retro-Rock auf dem Plan, dicht gefolgt von Songs wie „Bubblegum Infinity“, das auch eine fröhliche Indie-Rock-Hymne aus den 90ern hätte sein können.

Dennoch glänzen die Psychedelic Porn Crumpets am meisten in den Momenten, in denen sie dem Genre in ihrem Namen ihre ungeteilte Aufmerksamkeit zuwenden, und Songs wie „Sherbert Straws“ mit ihrer verwinkelten Komplexität und mitreißenden Melodieführung eine unglaubliche psychedelische Anziehungskraft entwickeln.

Auch mit ihrem fünften Album etabliert sich die Band weiter als stets sicherer Griff im Plattenladen: Diesen australischen Psych-Meistern kann man absolut blind vertrauen.

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