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Dieser Prozess hat für mich auch immer etwas Therapeutisches – SOAK im Interview

Das gerne mal als besonders wichtig eingestufte dritte Studioalbum markiert auch für die irische Sängerin und Songwriterin Bridie Monds-Watson aka Soak einen kleinen musikalischen Wendepunkt. Statt eher reduzierten Singer/Songwriter-Klängen schälen sich im Frühsommer 2022 etwas schroffere Gitarrenpop-Sounds aus den Boxen. Vor der Veröffentlichung von “If I Never Know You Like This” trafen wir uns mit Soak zum Interview und sprachen über das Alleinsein, neue Sounds und befreiende Momente.

MusikBlog: Bridie, es gibt Künstler, die sagen, dass ihnen die Pandemie in Bezug auf den Songwritingprozess entgegenkam. Wie sah das bei dir aus?

SOAK: Ich denke, dass ein gewisses Maß an Isolation zu einem Songwritingprozess dazugehört. Mir ging es da ähnlich. Die plötzliche Ruhe, der nicht mehr vorhandene Zeitstress, das ganze Runterfahren: Das waren schon Umstände, die beim Schreiben geholfen haben. Dieser Prozess hat für mich auch immer etwas Therapeutisches. Auf der anderen Seite stellt man sich aber auch die Frage: Darf ich in diesen schlimmen Zeiten überhaupt an so etwas Schönes wie Musik denken? Aber ich glaube, dass es sehr wichtig ist, den Menschen da draußen auch Fluchtmöglichkeiten zu zeigen. Ich flüchte gerne in eine Welt voller Musik. Vielen anderen Menschen geht es, denke ich, genauso.

MusikBlog: Was war denn für dich persönlich die größte Herausforderung während der Pandemie?

SOAK: Ich bin ein Mensch, der gerne unterwegs ist. Für mich war es sehr schwer, über so einen langen Zeitraum an einen Ort gebunden zu sein. Dann bin ich auch gerne unter Menschen. Diese selbstverständlichen Dinge waren auf einmal nicht mehr da. Das war nicht einfach. Aber es war ja für alle nicht einfach. Ich habe für mich in dieser Zeit das Kochen entdeckt. Das hat mich abgelenkt und mir auch viel Spaß gemacht.

MusikBlog: Was stand denn so alles auf dem Speiseplan?

SOAK: Oh, ganz verschiedene Sachen. (lacht) Ich stehe total auf die asiatische Küche. Wenn es etwas würziger und schärfer wird, dann passt das für mich immer sehr gut.

MusikBlog: In Bezug auf den Sound deiner neuen Songs passen die Begriffe “würziger” und “schärfer” auch ziemlich gut. Irgendwie klingt alles ein bisschen rauer als früher.

SOAK: Ja, der Sound ist insgesamt etwas kantiger geworden. Ich weiß nicht, während der Pandemie war ich gezwungen, wieder viele Dinge alleine in die Hand zu nehmen. Ich habe in der Vergangenheit oft mit mehreren Leuten zusammengearbeitet. Diesmal war das nicht so richtig möglich. So wurde ich an die Zeit erinnert, in der alles anfing. Da war ich auch auf mich allein gestellt. Es hat sich aber auch sehr gut angefühlt. Und irgendwie ist daraus dann dieses Klangbild entstanden.

MusikBlog: Gelungenes Experiment oder nachhaltige Neuausrichtung: Wie würdest du deinen neuen Sound einordnen?

SOAK: Nun, das Fundament, meine Stimme und die Strukturen sind ja geblieben. Was den Sound betrifft: Ich will, dass meine Musik sich entwickelt. Ich spiele viel Gitarre und lerne stets dazu. Das ist mein Ding. Ich höre mir oft andere Bands an und versuche dann, die Songs auf der Gitarre nachzuspielen. Diese Entwicklung verändert und beeinflusst natürlich auch meine eigene Musik. Ich habe schon immer Bands wie Sonic Youth abgefeiert. Dieser Alternative-Vibe gefällt mir einfach. Diesmal habe ich diese Vibes mit einbezogen. Das gefällt mir unheimlich gut, und es fühlt sich vor allem auch richtig und authentisch an. Ich denke, dass das auch die Richtung ist, die ich in Zukunft verfolgen werde.

MusikBlog: Du hast bereits einige der neuen Songs live vorstellen können. Wie waren die Reaktionen?

SOAK: Ich bin immer noch überwältigt, wenn ich an die Shows zurückdenke. Das waren ja ziemlich kleinen Shows, ohne komplette Band. Ich dachte, das wäre ideal, um ein paar neugierigen Leuten meine neuen Ideen vorzustellen. (lacht) Die Reaktionen waren großartig. Für mich war es nach so langer Zeit ohne Konzerte einfach ein unbeschreiblich schönes Gefühl. Nach den Shows habe ich mit den Menschen vor Ort gesprochen. Man war wieder auf einer sehr persönlichen Ebene unterwegs. Das habe ich wirklich sehr vermisst.

MusikBlog: Was hast du gefühlt, als du endlich wieder auf der Bühne standest?

SOAK: Das war irgendwie befreiend. Ich meine, ich habe mir davor monatelang viele fundamentale Fragen gestellt. Manchmal wusste ich nicht, ob ich überhaupt noch einmal irgendwann auf einer Bühne werde. Als es dann so weit war, war es einfach nur befreiend.

MusikBlog: Die neuen Texte sind sehr persönlich. Es geht um Verlust. Schmerz, Liebe, Hoffnung. Man hat das Gefühl, dass du auch in diesem Bereich neue Wege gehst.

SOAK: Ja, das stimmt schon irgendwie. Ich habe früher über ähnliche Themen geschrieben, aber eben etwas geheimnisvoller und kryptischer. Diesmal spreche ich die Dinge klarer an und aus. Die Gefühle und Emotionen sind viel transparenter. Ich wollte, dass die Songs irgendwann wie Erinnerungen fungieren, auf die man immer wieder zurückgreifen kann, wenn einem danach ist. Das war mir wichtig.

MusikBlog: Erinnerungen ist ein gutes Stichwort. Wenn du zurückblickst, hast du dir zu Beginn deiner Karriere alles so vorgestellt, wie es letztlich gekommen ist?

SOAK: Ich weiß nicht, was ich mir damals vorgestellt habe. Als ich meine ersten Songs online gestellt habe, habe ich mir eigentlich nicht viel dabei gedacht. Das hat sich dann irgendwie alles von selbst so entwickelt. Plötzlich waren da Leute, die meine Songs toll fanden. Dann stand irgendwann ein Label vor der Tür. Und jetzt rede ich halt über mein drittes Album. (lacht)

MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.

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