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Friska Viljor – Don’t Save The Last Dance

Wenn man sich nur auf die Musik von Friska Viljor konzentriert und die Texte des Duos außer Acht lässt, hat man es mit der positivsten Gute-Laune-Band der Welt zu tun. Live schlägt das etwa ein wie eine wahre Serotonin-Bombe.

Dass dies aber nur die halbe Wahrheit der schwedischen Indie-Folker ist, wird immer wieder klar, wenn man genauer hinhört: Die Selbstbeschreibung als Macher von “Kindermusik mit erwachsenen Texten” ist simpel, trifft es aber auf den Punkt.

My Name Is Friska Viljor” von 2015 gab sich etwa existentialistisch gegenüber dem Thema Elternschaft, der 2019er Nachfolger “Broken” geht noch tiefer und Sänger Joakim Sveningsson singt – immer noch vergleichsweise fröhlich klingend – über die schmerzliche Trennung von seiner Frau.

Dass das neue, nun schon achte Album überhaupt entstand, ist Sveningssons Bandkollegen Daniel Johansson zu verdanken, der ihn davon überzeugte, dass Musik der bessere Heilungsprozess als Alkohol sei.

Nach der musikalischen Verarbeitung dieses persönlichen Tiefpunkts betrachten Friska Viljor mit “Don’t Save The Last Dance” allerdings wieder das Große und Ganze: Es geht um schwierige Zeiten, die auf die Welt zukommen.

Zwar ist der Grundtenor lange nicht mehr so tiefschwarz wie zuvor, allerdings zeigt sich die Band nachdenklich und nicht immer unerschütterlich optimistisch. Es geht um die Spaltung der Gesellschaft, um dystopische Zukunftsszenarien und um die Sintflut, die nach dieser Generation auf die nächste zukommt.

Bei näherer Betrachtung offenbaren sich leichte Spuren dieses getrübten Bildes auch im musikalischen Aspekt von “Don’t Save The Last Dance”, denn zwischen den enthusiastischen Songs verstecken sich vereinzelte Zweifel.

Natürlich kippt die Stimmung nicht sofort und ein Opener wie “My Own Satan” mit sorglos schrammelnden Akustikgitarren, einem stampfenden Beat und einem dudelnden Banjo hat kein Problem, zum Schwingen vieler Tanzbeine zu animieren.

Die leicht naive “Alles ist gut”-Laune wird allerdings schon vom Namen des Songs sowie vom Outro getrübt, in dem das heimtückische Kredo “it’s easier to have someone to blame” in Dauerschleife wiederholt wird.

Auch das nachfolgende “All These Fears” macht mit seinem Titel darauf aufmerksam, dass doch nicht alles so gut ist, wie man denken mag. Pompöse Bläser und ein zauberhaftes Klavier können da nicht ganz von der leichten Melancholie im Hintergrund ablenken.

Dreh- und Angelpunkt des Albums stellt “Inbreeds” dar, das sich vorsichtig aufbaut und von hellen Kopfstimmen und gezupften Gitarren dominiert ist. Über sechs Minuten geben sich Friska Viljor immer bombastischer, schichten Instrumente übereinander und klagen damit auf eindrucksvolle Art jegliche Zwietracht an, die mit bösen Absichten in die Welt gesetzt werden.

Und auch wenn die Botschaft nicht die aufbauendste ist, so fühlt man sich am Ende von “Don’t Save The Last Dance” doch ein kleines bisschen besser. Nicht, weil die Band mit guter Stimmung ablenkt, sondern gerade, weil sie klarmacht, dass es trotz allem Schlechten auch genug Gutes gibt, für das man nicht einfach so aufgeben darf.

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