Liebe. Liebe, Liebe, Liebe. Liebe? Liebe! Lieeeeebeee.
Insbesondere HBO-Fanatische wissen, wie dieser Text sich auf gute alte Hodor-Manier weiterhin füllen ließe. Doch um dem sechsten Liebeswerk Friska Viljors auch abseits der absoluten Verzückung ordentlich Genüge zu leisten, wollen wir uns nicht lumpen lassen, die geliebten Freunde und Helfer der sinngebenden Semantik und gestrengen Syntax zu bemühen.
Eine alte, stets warm gehaltene Skandinavien-Liebe ist also von neuem entfacht; Eine Liebe für den Sonnenindie, der mehr das Tanzbein denn die kühle Innovationslogik kitzelt. „My Name is Friska Viljor“, so stellen sich die Schweden recht bescheiden vor – als hätten wir es nicht seit fünf vorherigen Alben gewusst, oder gar ihrem imperativen Albumtitel „Remember Our Name“ aus 2013 nicht treu Folge geleistet.
Als würden wir nicht bemerken, dass auch Album Numero sechs einmal mehr in die tief eingedellte Musik-Kerbe schlägt, an welcher sich Daniel Johansson und Joakim Svenigsson schon seit einer respektablen Dekade ausschließlich festbeißen. Erneut geben sich die Instrumental-Spielekinder die Ehre – und einmal mehr wurde ihnen scheinbar nicht von der bitteren Realität auf die Finger geklopft. Dafür sprechen die unverhohlene Neugierde und offensichtliche Naivität, denen die Musiker ihren freien instrumentalen Heiterkeit-Zauberlauf lassen.
Das Intro stimmt sogleich recht salbungsvoll ein: Wie ein prachtvolles, in all seiner Opulenz trunkenes Orchester, innerhalb dessen nicht nur die Stimmgeber unkontrolliert lallen, gehen dramatisch gezogene Streicher- und Bläserklänge Note in Note. Was daraufhin folgt, ist ebenso vorhersagbar wie gewohnt: Es sind die frivolen Stimmungen, die tänzelnden Streicher und feuchtfröhlichen Bläserchöre. „Don’t you know / You always have a choice / You can live your life in the way you want“: Mit dem gewohnten hanebüchenen Sonnenscheinoptimismus besingen Friska Viljor in „Sitting On My Dream“ die alles bereit haltende Setzkastenrealität: Nimm freiweg wonach Dir ist, denn das Leben hält es großzügig für Dich bereit.
„My Name Is Friska Viljor“ wartet mit genau den eingespielten Gepflogenheiten auf, die man von den Schweden kennt und voraussetzt – nicht mehr, nicht weniger. „A Brand New Morning“ lässt mit schmissigen Ska-Bläsern feststellen, dass selbst die abgeschmirgelten Wurzeln des Duos unangetastet bleiben. Zwar gestaltet sich die Produktion gleich dem Vorgängeralbum einen Deut geschliffener, brilliert jedoch nicht auf einem langweiligen Hochglanzstatus.
Ein scheuer Blick auf die linke Nebenspur konkurrierender Folkgenossen zeigt, dass die eiserne Mandolinen-Treue keine Stagnation, sondern ein wahrer Segen sein kann – ein kleiner Mumford & Sons’scher Seitenhieb sei an dieser Stelle erlaubt. Dennoch geht mit der Vorgeschichte sechs homogener Alben auch eine dämpfende Erkenntnis einher: Es ist nicht die Liebe zu Friska Viljor. Es ist die Liebe zu den arglosen Botschaften, welche von den sonnengereiften Melodien transportiert werden. Es ist die Liebe zum Traum der Unbekümmertheit, der Leichtfüßigkeit, des Alltagsoptimismus, in welchem auch die beiden Herrschaften angekommen sind. Und mit eben diesem einmal mehr bespielten Thema bekommen Friska Viljor von uns vor allem eines: Liebe, Liebe, Liebe.