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King Princess – Hold On Baby

Durchhalten, weitermachen, dran bleiben – Begriffe, die in den aus dem Boden sprießenden Coaching-Programmen zu inhaltsleeren Mantren verkommen. Denn natürlich ist es leicht gesagt, den Kopf oben zu halten. Nur die Frage nach dem Wie bleibt meist unzureichend beantwortet. Wenn Alt-Pop-Queen King Princess aber “Hold On Baby” auffordert, hört man gefälligst genauer hin!

Mikaela Mullaney Straus hat sich 2019 mit ihrem Debütalbum “Cheap Queen” ein sonnengetränktes Plätzchen in der herrlich vielfältig sprießenden Flora der queeren Indie-Szene gegönnt. Mit “Hold On Baby” soll diese Erzählung nun fortgesetzt werden. Und all diese Merkmale, in die sich die Bubble vor drei Jahren verliebt hat, schimmern auch hier wieder im Zwielicht.

Daran lässt der Opener “I Hate Myself, I Want To Party” direkt keine Zweifel, trifft mit diesem verträumten Timbre Amors Pfeil gleich direkt wieder ins Herz. Schon dieser Titel deutet aber auch an: King Princess nimmt nicht den einfachen Weg, spielt mit den Widersprüchen, findet Kraft im Gang entlang des Abgrunds. Das Alt in Alt-Pop ist hier gefettet.

Na klar, King Princess besticht auch durch diesen lässigen Gestus, die Silben wie beiläufig zu betonen – egal wie ernst es gerade wird. Da croont sie sich in “Too Bad” deswegen auch herrlich entspannt durch eine Abfuhr und lässt ihren Indie-Sound durch Charli XCX-Glitches zittern.

Aber, wo die Widersprüche schon auf dem Tisch lagen: Natürlich ist auch Platz für Selbstzweifel. Etwa in den bitter vorgetragenen Zeilen “I’m A Clown That Needs Attention” (“Hold On Baby Interlude”), die von sphärischen Chören in die Höhen gehoben werden. Kurze Momente der Grandezza sind durchaus erwünscht.

Sonst pendelt sich die Platte zwischen Lorde-Melancholie (“Change The Locks”) und Christine-And-The-Queens-Weirdness (“Winter Is Hopeful”) ein und fühlt sich da auch sichtlich wohl. Über all dies wird ganz selbstverständlich eine Prise Queerness geträufelt, die hier aber nicht in der ersten Reihe tanzen möchte, sondern eben ganz natürlich dazu gehört.

Dran bleiben, das möchte man mit King Princess sowieso, da braucht es gar keine Aufforderung. Nur die letzte Bitte der Platte überlässt man dann dem besungenen lyrischen Du: “If the only way to love you is to let us die / Drive the car right off the cliff and let us dive”. Ist gerade zu schön hier mit der Platte.

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