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Das passt wunderbar zu uns und unserer Musik – Au Suisse im Interview

Wenn eine lange Freundschaft irgendwann in eine künstlerische Zusammenarbeit mündet, dann präsentiert sich das Ergebnis dieser Kooperation meist als etwas ganz Besonderes. Auch im Fall der beiden Produzenten und Songwriter Kelley Polar und Morgan Geist alias Au Suisse setzt das selbstbetitelte Debütalbum dicke Ausrufezeichen. Zwischen den elektronischen Genres hin und her pendelnd kreieren die beiden Musiker ein nachhaltiges großes Ganzes, das vor allem von seinen Stimmungsschwankungen lebt. Kurz vor der Veröffentlichung des ersten Longplayers trafen wir uns mit Kelley Polar und Morgan Geist zum Interview und sprachen über richtungsweisende Rituale, atmosphärische Sounds und gesunden Humor.

MusikBlog: Kelley und Morgan, ihr beide kennt euch schon sehr lange. Ihr wart in den vergangenen Jahren in unzählige musikalische Projekte involviert. Welchen Stellenwert hat Au Suisse für euch?

Morgan Geist: Jedes Projekt ist für sich einzigartig. Man stellt sich immer wieder auf neue Situationen ein. Man arbeitet immer wieder mit anderen Menschen zusammen. Das gilt jetzt auch für Au Suisse. Für Kelley und mich steht Au Suisse jetzt gerade an erster Stelle, weil es nun mal das aktuellste Projekt ist.

MusikBlog: Wir müssen natürlich auch über den Projektnamen reden. Ihr beide kommt aus Amerika. Erklärt uns kurz die Verbindung zur Schweiz.

Morgan Geist: Du wirst lachen, aber da gibt es eigentlich gar keine. (lacht) Kelley und ich, wir kennen uns schon sehr lange und wir waren schon oft zusammen unterwegs, auch in Europa. Wenn man oft irgendwo ist, dann stellen sich gewisse Rituale ein. So lief das auch bei uns. Immer wenn wir beispielsweise in Belgien unterwegs waren, gab es da in Brüssel diesen coolen Sandwich-Laden. Der hieß “Au Suisse”. Irgendwann beschäftigten wir uns dann mit der Frage: Wie wollen wir unser neues Projekt nennen? Wir dachten uns dann, dass Au Suisse genau das Richtige wäre. Irgendwie hat das wunderbar zu uns und unserer Musik gepasst.

MusikBlog: Wann genau kam euch die Idee zu diesem Projekt? Gab es da einen bestimmten Moment oder war das eher ein Prozess?

Morgan Geist: Das hat sich mit der Zeit so entwickelt. Wie ich schon sagte, Kelley und ich, wir kennen uns schon ewig. Wenn er seine Alben aufgenommen hat, dann habe ich ihm beim Produzieren und Arrangieren geholfen. Ich habe auch Schlagzeug in seiner Live-Band gespielt. Irgendwann sitzt man dann ganz automatisch zusammen und tauscht Ideen und Visionen aus. So hat sich das irgendwann zu einem ernst gemeinten Projekt entwickelt.

MusikBlog: Hattet ihr gleich eine klare Rollenverteilung und eine musikalische Ausrichtung vor Augen?

Kelley Polar: Für mich war Morgan schon immer so eine Art Mentor, wenn es um die Musikausrichtung ging, mit der wir auch jetzt unterwegs sind. Ich habe ja eher einen klassischen Background. Ich habe ihm während unserer unzähligen Begegnungen und Reisen immer mal wieder Songideen vorgespielt. Irgendwann hat sich aber alles vereint. Morgan hat mir seine Ideen geschickt und ich ihm meine. Das war dann ein ganz natürlicher Prozess, so dass man am Ende nicht wirklich über ein Konzept sprechen kann. Die Songs sind dann einfach so entstanden.

MusikBlog: Kam euch Corona bezüglich der Produktion arg in die Quere?

Kelley Polar: Um ehrlich zu sein, ich wohne irgendwo außerhalb fernab der Zivilisation. Da ist mir arbeitstechnisch gar kein großer Unterschied aufgefallen. (lacht)

Morgan Geist: Letztlich haben wir uns nur einmal in New York für eine längere Face-to-Face-Session sehen können. Das meiste haben wir dann im Fernbeziehungsmodus abgewickelt. Aber das lief eigentlich ganz gut.

MusikBlog: Was ich besonders interessant finde, sind die verschiedenen Atmosphären mit denen ihr arbeitet. Jeder Song drückt irgendwie eine andere Stimmung aus.

Kelley Polar: Das freut mich, dass du das so siehst, denn das war auch ein Hauptaugenmerk von uns. Es war aber nicht immer einfach, denn wir beide kommen schon aus einer musikalischen Ecke, in der man sehr detailverliebt zu Werke geht. Wir wollten aber raus aus unserer Komfortzone und etwas Neues kreieren. Wir haben uns dann darauf geeinigt, den Songs mehr Raum zu lassen. So sind Stimmungen und Dynamiken von selbst entstanden.

Morgan Geist: Die musikalische Entwicklung ist immer ein ganz spannender Prozess. Wir beiden haben beispielsweise überhaupt nichts mit Rockmusik am Hut. Wir wollten aber auch ein paar Drums und ein paar Gitarren mit an Bord haben. Das war dann für uns eine Riesensache, dass es sich irgendwann fast so angefühlt hat, als würden wir an einem Classic-Rock-Album arbeiten. (lacht) Wir wissen natürlich, dass das Album eigentlich von einer Rock-Produktion so weit entfernt ist wie die Erde vom Mond. Aber es fühlte sich irgendwie so an. Und das war irre spannend, faszinierend und inspirierend.

MusikBlog: Ihr scheint eine Menge Spaß miteinander zu haben.

Morgan Geist: Das haben wir in der Tat. Die Basis ist Vertrauen. Wenn es diesbezüglich stimmt und passt, dann kann eigentlich nichts mehr schiefgehen.

MusikBlog: Was zeichnet euer Verhältnis, neben dem starken Vertrauensband, noch aus?

Morgan Geist: Ich denke, dass Humor und die Art und Weise wie man in witzigen Situationen miteinander umgeht, ganz wichtige Faktoren sind. Wenn man nicht gerade in irgendwelchen emotionalen Krisen festhängt und sich im Alltag gemeinsam über die verrücktesten Dinge lustig machen kann, dann ist das ein sehr gutes Fundament. Und genauso ist es bei uns. Wir lachen einfach unheimlich viel zusammen.

Kelley Polar: Auf die Musik bezogen, kann ich nur sagen, dass Morgan dieser eine Mensch ist, der es permanent schafft, dich mit Musik zu konfrontieren, die du vorher noch nie in deinen Leben gehört hast. Und diese Musik verändert dann ganz viel, weil sie dich berührt und nicht mehr loslässt. Morgan hat einfach einen guten Geschmack und ein extrem ausgeprägtes musikalisches Wissen. Das schätze ich sehr an ihm.

MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.

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