Ein bisschen überheblich, ein bisschen ungestüm und unbedingt rebellisch. The Lounge Society fallen mit ihrem Debütalbum „Tired Of Liberty“ über die Vergangenheit her und mit der Tür ins Haus der Brexit-Nation.

Eine Band aus dem ländlichen West Yorkshire hat von Joy Division über die Libertines bis Idles genau hingehört, und dabei so viel Energie abgezogen, dass sie gezwungenermaßen selbst detoniert.

Was Idles für den helllichten Tag im inflationsgebeutelten Königreich, das sind Fountaines D.C. für die irische Nacht und ihre melancholischen Schatten. Deren Produzent Dan Carey hat sich passenderweise nun auch dem Debüt von The Lounge Society verschrieben, nachdem er bereits für die Debüt-EP „Silk For The Starving“ von 2021 verantwortlich zeichnete.

Der rebellische Ritt auf der Rasierklinge, mit Schaum aus galligem Post-Punk, quirligem Garage-Rock und amüsanten Funk quillt in seinen Händen auf wie Hefeteig, gerät aber immer dann am besten, wenn sich die Band klar entscheidet.

Die Platte beginnt mit dem funkingen „People Are Scary“ und der schleichenden Tempoverschärfung „Blood Money“ noch gewissermaßen bourgeois. „Money, it takes priority“.

Aber spätestens das Tremello in der vorwurfsvollen Stimme von Sänger Cameron Davey bei „No Driver“ verbeißt sich dann hartnäckige in den Waden der Hörnerven. Von nun an dominiert Post-Punk den Duktus!

Das im Geiste der Wombats beginnende „Beneath The Screen“ befeuert die Einstellung gegenüber dem Quartett. Hier geht es um Raserei, um das rastlose Vergnügen beim Verzagen, um Videoüberwachung, soziale Ungleichheit und die beschissene britische Boulevardpresse. Am Ende geht es gar darum, was die Amis tun werden, um uns alle zu retten.

„Boredom Is A Drug“! Nur wer so denkt, landet bei der inneren Unruhe, die in diesem Song unaufhaltsam Füße wippen lässt, wie ein nervöser Teenager, der zu lange am Bahnsteig wartet und riechen kann, was alles nicht stimmt.

Es gibt jene, die das unbemerkt ständig tun, mit den Füßen zappeln, wozu ganz sicher auch Davey zählt, und die, die sich über diese Hibbeligkeit krumm ärgern. Dazwischen gibt es nichts, weder da draußen noch auf „Tired Of Liberty“.

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