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Two Door Cinema Club – Keep On Smiling

Two Door Cinema Club machen Ernst mit ihrem Bandnamen. Die einstige Indie-Vorzeigeband ist endgültig zu einem austauschbaren Club-Act verkommen, der selbst im Fernsehgarten nicht weiter auffallen würde.

Der instrumentale Opener „Messenger AD“ wummst auf die Tanzfläche und poliert den Boden, in dem sich die Band dann mit funky Dance-Rock spiegelt – welch unsägliche Genre-Bezeichnung.

Wie ist es überhaupt so weit gekommen, dass sich Unvoreingenommene heute über die überbordende Melodiehaftigkeit von „Lucky“ oder das INXS-Versatzstück „Everybody’s Cool“ freuen, und das beschwingte „Millionaire“ als Absacker hinterherkippen – während andere den Niedergang einer unglaublich talentierten Band schon beim zweiten Album deutlich haben kommen hören?

Fangen wir beim Debüt der Nordiren an, das den grundsätzlich so bescheidenen NME mal wieder zu einer seiner Lieblings-Schlagzeile veranlasste: „Die beste neuen Band der Welt“ stand da 2010 zu lesen. Hitzige, ultra-kompakte Indiesongs waren der Anlass, Bloc Party und Biffy Clyro die Vorbilder. Ganz so, als wäre nochmal der Beginn der 00er-Jahre, die letzten Heydays des Indie-Rocks.

Mit dem durchschlagenden Erfolg stieg der Druck äquivalent zur Anzahl an Nachahmern. Als 2012 das zweite Album „Beacon“ erschien, klangen Two Door Cinema Club bereits wie hundert andere Indiepopper.

Also entschied sich das Trio für Veränderung, versuchte sich sukzessive an einer Daft-Punk-Werdung, die vorübergehend gar bei gleichen Titeln endet. Der Unterschied besteht allerdings darin, dass die Nordiren im Gegensatz zu den Franzosen so unverblümt und schlageresque vorpreschen, dass Andrea Kiewel sie längst auf dem Zettel hat.

Wenn Sänger Alex Trimble dann im Seidenhemd und mit breitem Grinsen im Gesicht eines Tages tatsächlich „The Lunatics are crying“ ins ZDF-Playback-Mikro schmettert, geht hier auch visuell zusammen, wo schon heute keinerlei Distinktion mehr hörbar ist.

Elektro-Funk und Disco für die Boomer-Party haben jede Unschuld verloren und mit Indie nichts mehr am Hut.

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