Noch nie war die Fahrt zu einem Festival so schön. Wir fahren mit unserem Bus entlang der Donau. Links von uns ist Buda. Die Freiheitsstatue, die Terrassen im Burgviertel und die Fischerbastei ziehen an uns vorbei und vermitteln einen Hauch ungarischer Geschichte.

Rechts von uns das neuere Pest, welches von renovierten aber auch brüchigen Gebäuden übersät ist. Welch ein Kontrast, der nur durch die Donau geschaffen wird. Über dem Fluss ziehen Fähren ihr Runden. Kurz an der Marieninsel vorbei und schon ist man da – auf der Island of Freedom. Ja, ich könnte mich daran gewöhnen, rund um die Welt zu reisen und auf Festivals zu gehen.

Welcome to the Island of Freedom – Willkommen beim Sziget 2017. Eine Institution im europäischen Festivalkosmos. Seit 1993 lockt es jährlich mehr als 400.000 Zuschauer nach Ungarn und konnte in seiner 24-jährigen Geschichte so manche Top Acts beglücken. Queens Of The Stone Age, Blur, The Chemical Brothers oder Nine Inch Nails sind nur einige davon.

Und auch dieses Jahr – zum 25. Jubiläum – wurde wieder viel aufgeboten. Kasabian, alt-J, Pink, Interpol und Biffy Clyro sind nur einige Namen von einem so gewaltigen Line-Up, dass jeder was finden könnte.

Den Anfang machten am Donnerstag Pink und Billy Talent. Beide Acts sind seit vielen Jahren vorne mit dabei. Pink startete traditionell mit “Get The Party Started”. Doch so richtig starten sollte sie nicht – ein paar Cover-Songs von No Doubt oder Joan Baez, ein paar Akustikversionen und viel altes Zeugs, welche man zwar ab und zu im Radio hört, aber man irgendwie nie auf dem Schirm hatte.

Da machte es Billy Talent schon besser. Mit “Devil In A Midnight Mass” anfangen, sich dann durch fünf Alben powern, um dann zum Schluss die großen Kracher zu spielen. “Red Flag”, Fallen Leaves”, “Try Honesty” und “Viking Death March” – da ist es eigentlich nicht mehr nötig, zu erwähnen, dass bei den Zuschauern pure Euphorie herrschte.

Willkommen bei den Großen Europas – Hallo in Großbritannien. Wenn man sich schon vorher den Zeitplan einmal anschaute, dann merkte man schnell, dass die Mainstage fast ausschließlich von britischen Künstlern eingenommen wurde. Zwar sah man den ein oder anderen Amerikaner oder Schweden, doch Tom Odell, alt-J, Birdy, Glass Animals, PJ Harvey, Two Door Cinema Club und Kasabian bestimmten das Festival.

Überall sah man Fanshirts, hörte Fangesänge oder philosophierte über den Auftritt seines Lieblingskünstler, der ja “zu Hause in London so viel besser ist.”. Gerade George Ezra erhellte die Gemüter der Fans. Neben den älteren bekannten Hits, schmuggelte er mit “Don’t Matter Now” seine neue Single vom kommenden, neuen Album mit rein.

Das Highlight der britischen Brigade war, wie zu erwarten, Kasabian. Sänger Tom Meighan erschien im merkwürdigen, schwarzen Fransenhemd, Gitarrist Sergio Pizzorno im “eez-eh jet”-Shirt. Das tat der Stimmung jedoch keinen Abbruch, bei Songs wie “Shoot The Runner” war die Hölle los. Teilweise wusste man nicht, wer lauter ist – Fans oder Band, ein grandioses Schauspiel!

Spannend wurde es auch auf den anderen Stages, auf der die ganze Woche lang Bands aus allen Genres und Ländern spielten und die Trefferzahl an mitreißenden Shows erstaunlich hoch war. Da spürte man, dass sich die Veranstalter mit dem Booking auskennen. Mac DeMarco, Crystal Fighters, Her oder The Naked And Famous zeigten beeindruckende Shows und hielten das Publikum gut bei Laune.

Doch auch die Deutschen konnten sich sehen lassen. Ganz vorne mit dabei: Marteria und Fritz Kalkbrenner. Beide zogen die Massen vor ihre Bühne und erzeugten dort eine bunte Mischung aus deutschen, französischen, englischen und ungarischen Fans. Aber auch die anderen Deutschland-Exporte konnten sich sehen lassen. Mit dabei waren Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi, Van Holzen, Kytes, Roosevelt und die Elektro-Acts Cosmic Gate, Alex M.O.R.P.H. und Paul van Dyk.

Ein Städteurlaub kombiniert mit Festival an einem verlängertem Wochenende? Das kann ich jedem empfehlen. Und gerade das Sziget in Budapest ist perfekt dafür. Vormittags ab in die Stadt mit unzähligen Museen und historischen Gebäuden – am Nachmittag ab auf die Freiheitsinsel und mit Musiker vom ganzen Erdball feiern.

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