Juli 2020, fünf Landeier aus dem Süden Deutschlands entscheiden sich dazu, ein neues Musikprojekt ins Leben zu rufen und das inmitten einer weltweiten Krise, die nicht nur für die Musikindustrie eine riesige Herausforderung darstellt. Gerade mal ein Jahr später laufen Kaffkiez auf großen Radiosendern, touren im Vorprogramm von Clueso und spielen ausverkaufte Sommer-Shows zwischen Alpen und Nordsee.
“Alles Auf Anfang” – besser hätten Kaffkiez ihr Debütalbum nicht nennen können. Obwohl die Band erst seit kurzer Zeit besteht, konnten sich die Jungs um Johannes Eisner und Johannes Gottwald trotz der Pandemie mit all ihren Auswirkungen eine treue Fanbase aufbauen – auf der Bühne wie im Netz.
“Alles Auf Anfang” erzählt die Geschichten von fünf jungen Menschen, die sich plötzlich in der Großstadt wiederfinden, Kiezluft atmen und die Bühnen der Republik bespielen. Geschichten, die wie eine Biografie wirken.
Diese werden in ein musikalisches Gewand gekleidet, wie es nur Kaffkiez hätte schneidern können – raue und treibende Klänge stoßen auf Momente der Ruhe, die für Gänsehaut-Momente sorgen.
Titel wie “Rette mich” und “Alles geht vorbei” beschreiben die Turbulenzen und Sorgen von Kaffkiez in den letzten zwei Jahren. Sorgen, die auch andere hatten und viele schlaflose Nächte verursachten.
Gerade der Albumopener “Alles geht vorbei” spiegelt die Gedanken vieler wider: “Hoffnung, was ist das? Kannst mal buchstabieren? / Zu viel Scheiße blockt mein Ser’tonin im Hirn / Oh, ich würd so gern vergessen, würde gerne helfen / Doch statt Held von Morgen bin ich höchstens Held meiner eigenen Sorgen”.
So melodramatisch die Texte von Kaffkiez auch teilweise sind, findet sich immer etwas Hoffnung in ihnen. Der Song “Du bist Schuld” zum Beispiel beschreibt die Gefühle während einer Trennung. Man will loslassen, aber dann irgendwie doch nicht – trauert einander hinterher und gibt sich gegenseitig die Schuld, dass gerade alles irgendwie gegen die Wand fährt.
Johannes Eisner zeigt, dass er ein begnadeter Texter ist. In Kombination mit der treibenden und zum Tanzen einladenden Musik wirkt “Du bist Schuld” aber eher wie ein Neustart in eine neue Lebensphase.
Doch auch, wenn Songs wie “Du bist Schuld” oder “Du sagst” und “Falsch” den berühmten Teufel an die Wand malen wollen, gibt es auf “Alles Auf Anfang” Momente, die einfach nur aufbauen wollen. So blühen Songs wie “Frei” oder “Vielleicht” auf und lassen die Welt ein bisschen besser aussehen.
Kaffkiez haben mit “Alles Auf Anfang” ein Album geschafft, das sich sehen lassen kann. Ein Album, auf dem Parallelwelten Platz gefunden haben, spür- und hörbar werden.