Nach zwei beeindruckenden Singer/Songwriter-Alben, die auf einen klassischen Album-Tour-Album-Werdegang schließen ließen, bog der Neuseeländer Marlon Williams mal eben scharf ab und orientierte sich in eine andere Richtung. So teilte er die Bühnen mit Florence Welch und Lorde, startete eine Schauspielkarriere und komponierte Musik für einen Film namens „Juniper“.
Nach einer vierjährigen Findungsphase meldet sich Marlon Williams nun aber mit seinem dritten Soloalbum „My Boy“ zurück. Inspiriert vom Sound der Achtziger, als die New Romantic-Welle allgegenwärtig war und Bands wie Duran Duran und Depeche Mode das Charts-Zepter in den Händen hielten, entfernt sich Williams ein wenig von seinen Südsee-Crooner-Wurzeln und stellt sich musikalisch breiter auf.
Viel Rhythmus und Groove bestimmen den Anfang („My Boy“), ehe der smoothe Fingerschnipper „Easy Does It“ alte Sound-Erinnerungen weckt. Hier zieht es wieder vor dem geistigen Auge seine Bahnen: das Bild von seichten Ozeanwellen, schneeweißen Stränden und umherhüpfenden Kokosnüssen. Alles easy im Hause Williams!
Es folgen viel Hall, flotte Beats aus der Maschine („River Rival“) und hippiesker Folk-Pop-Flow („My Heart The Wormhole“). Mit dem wehmütigen „Soft Boys Make The Grade“ zeigt Williams, wie man den Flair der Südsee ins Death Valley transportiert. Und mit dem zuckersüßen „Thinking Of Nina“ haut er einfach mal so im Vorbeigehen einen Hit raus. Respekt dafür.
Marlon Williams macht wieder einmal so ziemlich alles richtig. Unterstützt von einer neu zusammengestellten Background-Band (einzig Schlagzeuger und Perkussionist Dave Kahn ist noch aus alten „The Yarra Benders“-Zeiten am Start) erweitert der Neuseeländer sein Klangspektrum, ohne dabei seine Identität aus den Augen zu verlieren.
So vereint sich all das Poppige der Siebziger und Achtziger mit den entspannten Beach-Vibes, die bereits auf den ersten beiden Studioalben beeindruckten, zu einem Komplettpaket, das zum Wegträumen verleitet und durchweg gute Laune verbreitet.