Eitel Sonnenschein – die Welt der guten Gefühle wird gerne mit Kitsch, Naivität und rosaroter Brille gleichgesetzt. The Beths sind damit allerdings nicht einverstanden: Die Band aus Neuseeland möchte dem Feelgood-Feeling Legimität zurückgeben.
Daran arbeitet das Quartett bereits seit Jahren mit voller Leidenschaft: Im Jazz-Studium gründete sich die Band über die geteilte Liebe für melodiösen und gerne auch kitschigen Pop-Punk.
Man ging mit der ersten EP “Warm Blood” von 2016 allerdings in eine ganz andere Richtung als zuvor: Statt Jazz und Punk spielen The Beths wohlig warmen Indie-Rock, der mit herzlichen Melodien, liebenswerter Unaufgeregtheit und guten Gefühlen aufwartet.
Seitdem ist es erstaunlich, wie wenig sich am Songwriting getan hat: Mit “Future Me Hates Me” (2018) und “Jump Rope Gazers” (2020) erschienen zwei Alben, auf denen The Beths ihre Formel konsequent und engmaschig weiterstricken.
Zum Glück, denn das Konzept der Beths geht einfach auf und macht keine Anstalten, sich in irgendeiner Weise aufzubrauchen. Da hilft es natürlich ungemein, dass die Band aus subtil arbeitenden, jedoch ungemein fähigen Songwritern besteht.
Kommt aber nun mit “Expert In A Dying Field” die Kehrtwende? Es darf aufgeatmet werden: Die Neuseeländer*innen machen konsequent dort weiter, wo sie aufgehört haben.
Auch ihr drittes Album verfolgt stringent die sommerliche Essenz der Band weiter, die aber auch nach Jahren nicht zuwider wird, im Gegenteil: Jeder Song der Beths ist ein eigener kleiner Kosmos, jeder Riff ein wärmender Sonnenstrahl.
Den Kitsch, den solch eine Indie-Spielart zwangsläufig mit sich bringt, vereinnahmt das Quartett dabei nach wie vor gekonnt für sich und macht sich dadurch verletzlich und nahbar.
Geschichten über Unsicherheit, Zweisamkeit und die Schönheit in der Welt trägt Frontfrau Liz Stokes äußerst sympathisch und nachdenklich, dabei allerdings vor allem authentisch vor.
Ihre drei Bandkollegen begleiten sie mit mehrstimmigem Gesang, der sich sofort ganz tief in das Melancholie-Epizentrum des Herzen bohrt und dort für nostalgische Verliebtheitsmomente sorgt – auch dort, wo man gar keine vermuten würde.
Dabei sind die Beths meist sanft, hin und wieder rotzig und auch gerne mal ironisch in ihren Songs – was sich nahtlos in ihr sonstiges Auftreten einfügt, das oft an liebenswerte Figuren aus einem Wes-Anderson-Film erinnert.
The Beths zelebrieren auch mit ihrem dritten Album radikale Zärtlichkeit und sind nach wie vor weit davon entfernt, mit Überschwänglichkeit oder Aufgesetztheit hausieren zu gehen.
“Expert In A Dying Field” ist das musikalische Äquivalent zu einer lauen Sommernacht am Lagerfeuer mit den besten Freunden: Balsam für die Seele.