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Belle And Sebastian – Late Developers

Spätentwickler ? Dazu gehören Belle & Sebastian sicherlich nicht.

Die Glasgower Band hat ihr 25-jähriges Bestehen im Corona-Lockdown verbracht und bereits 2022 mit “A Bit Of Previous” einen Longplayer veröffentlicht. Aus eben diesen Sessions stammen auch die Aufnahmen zu “Late Developers”, dem flott nachgereichten Album.

Waren die Schotten nach Ihrer Gründung zunächst eher im Folkbereich mit Artpop Touch zu finden, haben Sie relativ schnell ihr Heil im Indiebereich gefunden.

Das neue Album wird allerdings über die gesamte Spieldauer den Touch einer B-Seiten Veröffentlichung nicht los. Stuart Murdoch und Co wursteln sich durch zupfende Gitarren in “Juliet Naked”, sorgen mit dem beschwingten Britpop bei “So in the Moment” und “Give A Little Time” für einen Lichtblick, bevor sie in ein gemächliches Tempo verfallen.

Stuart Murdochs Alltagsgeschichten in “When We Were Very Young” oder “Will I Tell You A Secret” mäandern wenig spannend umher, derart einfallslos, dass letzterer Track sich im Folkgewand wiederfindet.

Mit mehrstimmigem Introgesang kann “The Evening Star” zunächst punkten, bevor sich auch dieser Song in der Bedeutungslosigkeit des 60s-Beat-Arrangements inklusive Bläsersektion wiederfindet.

Ein ähnliches Schicksal ereilt “I Don´t Know What You See In Me”. Pet Shop Boys Coversynthies und Sprechgesang würden jedem deutschen Schlagerproduzenten die Schamesröte ins Gesicht treiben, letztlich reißt nur der Refrain das Ruder rum. Mit pluckernder Tastenrhythmik versucht sich “Do You Follow” wenig später daran, Zugang zum Hörer zu finden. Auch dieser Titel strandet in der Gehörmuschel der Monotonie.

“When You´re Not With Me” ergreift  endlich das Ohrwurmzepter. Tanzbares Beatgerüst und ein griffiges Gitarrenriff im Chorus entfachen das Feuer das der weibliche Gesang weiter schürt. Der gekonnte Tempowechsel beim Refrainübergang tut sein Übriges, dass sich die Extremitäten in Bewegung setzen.

“When The Cynics Stare Back From The Wall” spielt sich letztendlich sogar akustisch balladesk ins Gehör. Zweistimmiger Singsang im harmonischen Reigen tut auch wirklich keinem weh und die kurze Geschichte einer Liebe lässt doch tatsächlich jeden zustimmend nickend.

Doch ist es der Titeltrack, welcher tatsächlich bezeichnend fürs gesamte Album wird. Mit spielfreudigen Bläsern und schäkernden Instrumenten klampft sich “Late Developers” erstaunlich locker in die Ohren. Der fröhliche Refrain orgelt sich sofort in die Mitsingzentrale und versprüht gute Laune im Überfluss.

Nach etwas mehr als vier Minuten Spielzeit blickt man enttäuscht auf die Trackliste, welche doch gerade jetzt, wo das Album aus den Puschen kommt, tatsächlich zu Ende ist.

Die Tracks auf “Late Developers” machen über weite Strecken den Eindruck, zweite Wahl gewesen zu sein. Das letztjährige Album wirkte etwas runder und nicht ganz so in sich verloren. So verschwindet Belle And Sebastians neues Album wohl in der Bedeutungslosigkeit britischer Popmusik, trotz des tollen Titeltracks.

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