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Kate Fagan – I Don’t Wanna Be Too Cool (Expanded Edition)

Während sich diverse Pop-Stars dazu verleiten lassen, den Synth-Pop der 80er mehr oder wenig unglücklich zu imitieren, gibt es da die Stars der alten Schule. Eine davon: Kate Fagan, die Ende der 70er mit ihrer selbst veröffentlichten Single “I Don’t Wanna Be Too Cool“ Wellen schlug, nur um dann wieder abzutauchen.

Jetzt ist sie mit ihrem gleichnamigen Debütalbum endlich da und versammelt diverse unveröffentlichte Tracks aus der damaligen Zeit auf der Platte.

Dass vergangene Jahrzehnte weit mehr zu bieten hatten als das, was uns an digitalisierten Tonträgern üblich geblieben ist, vergessen wir oft, in all dem Überfluss der Streamingdienste. Es sollte uns also nicht wundern, dass jüngeren Generationen jemand wie Kate Fagan kein Begriff mehr ist.

Umso erstaunlicher ist es, dass die Künstlerin 2023 einen Neubeginn via Captured Tracks startet. Im Opener, dem ikonischen “I Don’t Wanna Be Too Cool“, beschwert sich die US-Amerikanerin über die oberflächliche Hipster-Szene zu einem Beat, der nach den Ramones, Joy Division sowie Gang Of Four klingt.

Danach folgt mit “Waiting For The Crisis“ die unmissverständliche Parole “We sell guns to all our first-world friends“: Jetzt geht’s ans Eingemachte. Im Sound schließt er am Titel-Track an, bringt nun aber einen zustimmenden Chor à la Panic! At The Disco mit ein, so dass fast der Eindruck einer Theater-Performance entsteht.

So experimentell geht es aber nicht weiter: Nach dem folgenden “Master Of Passion“, der sowohl klanglich als auch thematisch zum Anfang passt, tut sich mit “Come Over“ ein radikaler Cut auf:

Fagan zeichnet jetzt nicht mehr das laute, reißerische, ungezähmte Bild des Punks, sondern vermengt in der zweiten Hälfte Ohrwurm-Disko-Melodien mit Kitsch und unbeschreiblich gutem Mastering.

Ihre Stimme schwankt nun zwischen hellem Singen und theatralischem Sprechgesang, der den Szenen aus Dirty Dancing entsprungen sein könnten.

Liebe steht im Vordergund und von “Cover It Up“ bis zu “Something’s Wrong“ präsentiert uns Kate Fagan ihre Fähigkeit, Pop-Songs in solchem Tempo zu schreiben, dass die Sport-Fanatiker*innen der 80er ihre Songs bestimmt gern zum Aerobic gehört hätten.

Mit dem abschließenden “Say It“ wird diese Disko-Abfolge unterbrochen. Der Beat wird langsam, gemächlicher, Reggae klingt durch. Zudem ist die Aufnahme-Qualität deutlich schlechter, was dem Track allerdings in keiner Weise die Freude am Hören nimmt. Und so endet der fast halbstündige Ausflug in den New Wave der 80er.

Mit insgesamt acht Songs ist die Platte zwar ein kleines Release, doch in seinen Forderungen ungehalten und selbstbewusst. Das, was Kate Fagan machte, hatte eine Vision, eine Geradlinigkeit, die auf ersten Blick nicht zur Post-Punk-Bewegung zu passen scheint.

Doch auf dem zweiten Blick erweist sich: Es gibt niemand besseren, der den Punk der frühen Jahre wieder auf erleben lassen könnte.

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