Herzlich willkommen im musikalischen Zirkus! Denn genau das ist es, was uns Rolf Blumig auf seinem dritten Album „Zirkus Blumig“ in Form von zehn bunten und aufgeregten Songs liefert.
Der Name ist Programm, sowohl auf Soundebene als auch im Inhalt, in dem der Musiker seine Hörerschaft mitnimmt in eine Karikatur unserer – zugegeben oft wirren – Realität und unserer Gesellschaft quasi als Chef-Clown einen Spiegel vorhält – mit mal lustigem und amüsantem, mal eher frustrierendem Ergebnis.
Mit vielseitigem E-Gitarren-Aufgebot und Schlager-Anleihen finden so Songs über die Absurdität von Flugpreisen („Fiderallala“), Kapitalismus und Fleischkonsum („Premiumheu Für Maxi“) oder unserer Zukunft im Klimawandel („Mit Dir“) statt – immer triefend ironischer Natur und in freudiger Begleitung der tiefen, satten Stimme von Sänger Rolf Blumig. Eine Kombination, die stellenweise an Branchengrößen wie Von Wegen Lisbeth oder Faber erinnert.
Auffallend sind die verschiedenen Stimmungen der Songs, die immer zum jeweiligen Inhalt zu passen scheinen und so von wütend über verzweifelt bis hin zu verliebt-schwärmerisch reichen und je nach Gusto mit verschiedensten Instrumenten angereichert werden.
Da wäre „Liebe Ist Überall“, ein sehr großer, fast schon aufdringlicher Song, der mit anfänglich dissonant wirkenden Tönen sowie leiernden Melodien an aufregende Tage auf dem Jahrmarkt erinnert und sich in Endlosschleife die Frage „Liebe ist überall / Was suchen wir überall?“ zu stellen scheint.
„Cornern“ ist der wohl rockigste Track auf „Zirkus Blumig“ und gibt dem nur allzu bekannten Gefühl Raum, das eigene Leben gerade so gar nicht im Griff zu haben. Mit sich überschlagenden, schleppenden Drums und leiernden Gitarren spiegelt sich der Eindruck, an diesem Gefühl verrückt zu werden, auch auf Soundebene wider und wird von einem wirren, Spoken Word ähnlichen Part gegen Ende bestätigt.
Das Highlight bildet wohl der Closer „Träum Von Dir“, ein sehr melodischer Track, der in verträumter Stimmung von der großen Liebe erzählt und für einen versöhnlichen Abgang eines Albums sorgt, das den im besten Sinne absoluten Gegenentwurf zu Easy Listening darstellt und seine Hörerschaft mit verschiedenen Eindrücken stellenweise (über)fordert – genau wie im echten Zirkus.