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The Waeve – The WAEVE

In die kalte Tristesse des Winters hinein veröffentlichen Graham Coxon und Rose Elinor Dougall unter dem Namen The Waeve ein radikal komplexes Stück Folk-Pop. Nach wie vor sind die Wintertage kurz, allerdings bietet “The WAEVE” eine willkommene Ablenkung.

Mit solch einem düsteren, vielschichtigen und progressiven Werk hätte man dabei angesichts der bisherigen Karrieren des Duos eher nicht gerechnet.

Coxon kennt man eher als Gitarren-Virtuosen der Britpop-Legenden Blur, in seiner Solokarriere als Indie-Barden und zuletzt als Soundtrack-Komponist für beide Staffeln der britischen TV-Serie “The End Of The F***ing World”.

Dougall hingegen sang zunächst in der Doo-Wop-Revival-Band The Pipettes, bevor es auch sie in Solo-Gefilde mit träumerischen Indie-Folk- und Singer-Songwriter-Platten zog.

Nachdem sich die beiden bereits in den Nuller Jahren bei einer Pipettes-Show trafen, kreuzten sich 2020 ihre Wege abermals, diesmal jedoch definitiver und langfristiger: Nicht nur das gemeinsame Album entstand, Dougall und Coxon wurden auch gemeinsam Eltern.

So harmonisch ihr Privatleben auch ist, so überwältigend gestaltet sich “The WAEVE”, das zwischen Art-Pop, Prog und Indie einen eigenen, verschrobenen Weg schneidet und in tiefe Gefühlswelten abtaucht, ohne jemals handfest und konkret zu werden.

Mit dichter Instrumentierung schwebt das Duo zwischen Genregrenzen umher und webt dabei eine dichte Atmosphäre zwischen Melancholie, Lust und Entschlossenheit. Mal ist es Trip-Hop, mal sind es King Crimson, um darauf David Bowie kurz vor seinem Tod herauszuhören.

Die Musiker*innen springen dabei weit aus ihren Komfortzonen, um sich ausgiebig auszuprobieren. Dougall singt mit fester, verruchter Stimme düstere Melodien, während Coxon bei jeder sich ergebenden Gelegenheit zum Saxofon greift.

Neben seiner Gitarre setzt der Saiteninstrumentalist aber auch eine Laute und andere ausgefallene Instrumente ein, die eine einzigartige Atmosphäre in den Film-Noir-Fiebertraum einbringen.

“The WAEVE” ist psychedelisch und bodenständig, es ist eingebildet und gleichzeitig verletzlich, es ist sanft und gleich darauf wieder fuchsteufelswild. Allen voran ist das Album aber durchgehend wendig und intensiv.

Die dunkle Jahreszeit bleibt noch eine Weile. Damit sie nicht zu leer und einsam wird, liefern The Waeve den perfekten Stimmungs-Soundtrack, in den man sich nur allzu gerne tief eingräbt – egal, ob man jede einzelne Schicht erkunden oder sich einfach einlullen lassen möchte.

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