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Kele – The Flames Pt. 2

Feuer als Inspirationsquelle ist bei Alben ungefähr so innovativ wie eine frische Trennung. Was natürlich nicht bedeutet, dass aus diesem Ursprung keine progressive Sprengkraft entstehen könnte. Wie genau sich das anhören könnte, zeigt Kele (Okereke) mit dem Nachfolger zu “The Flames Pt. 1” von 2021.

“The Flames Pt. 2” ist schon das fünfte Solo-Album des Bloc-Party-Frontmanns und mittlerweile ist auch im alleinigen Schaffen des britischen Künstlers ein klarer Fingerabdruck zu erkennen. Mit dieser neuen Platte fackelt er diesen zwar nicht zur Unkenntlichkeit ab, zündelt aber an den Fundamenten. Und das aus einem Grund: Kele ist verdammt wütend.

Wütend auf ein Großbritannien, das marginalisierte Gruppierungen mit Füßen tritt und in punkto Sozialstaat noch einiges aufzuholen hat. Verbunden habe sich Kele dann aber mit den Leuten gefühlt, die 2020 die Statue des Bristoler Sklavenhändlers Edward Colston vom Sockel stürzten. Geboren war der Wunsch nach starken Aussagen und Positionierung – und der Song “Vandal”, der genau von diesem Vorfall inspiriert wurde.

So viel Vorgeschichte braucht man aber eigentlich gar nicht, denn schon die ersten dissonanten Riffs von “Never Have I Ever” sprechen die klare Sprache des Dampf-Ablassens. Ungewohnt forsch für Keles bisherige Diskographie stürmt der Track voran und lässt nach dem kurzen Bloc-Party Déjà-vu dann doch die Synthies aus der Kiste.

Und dann geht alles plötzlich ganz schnell. Jeder der 12 Songs scheint wie ein Kind im Süßwaren-Paradies außer Rand und Band. Das führt im besten Fall zu beeindruckenden Arrangements, im schlechtesten zum Zuckerschock. “The Flames Pt. 2” landet irgendwo dazwischen.

“True Love Knows No Death” etwa pogt auf dichten Beats gen Tanzfläche und bringt die Vielstimmigkeit, die schon viele von Keles Songs getragen hat, auf eine charmante Weise ein.

“Someone To Make Me Laugh” bringt Riffs und elektronische Musik wiederum zu einem nächtlichen Tête-à-Tête, bei dem man gerne zuhört.

Und das oben erwähnte “Vandal” bringt die Club-Tauglichkeit endgültig auf den Punkt.

Mit all diesen Songs folgt Kele aber auch der Spur des Oscar-Hits “Everything Everywhere All At Once” – auch hier scheint alles gleichzeitig zu passieren. In Tracks wie dem frickeligen “Reckless” oder dem undurchdringlichen “Her Darkest Hour” kann das maximal überfordernd und sogar etwas nervig sein.

Fans von Opulenz und Kreativität wärmen sich aber auch an diesem Inferno gerne die Hände.

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