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Blond – Perlen

Wenn die Kummers so weiter machen, werden sie in Chemnitz direkt neben dem „Nischel“ von Karl Marx in Stein gehauen. Eine Würdigung, die sicher alles andere als im Sinn der kreativen, musikalischen Freigeister wäre. So heftig, wie Nina und Lotta aka Blond dato am Establishment rütteln, gelang ihren Brüder Felix und Till, Kraftklub als Indie-Marke mit Attitüde zu etablieren, transformierte Vater Jan mit AG Geige vor mehr als 35 Jahren in der sozialistischen Mangelwirtschaft Gitarren zu Bananen.

Mit Johann Bonitz seit 2011 als Trio unterwegs, spielte sich die „Blondinator“-Crew auf den heimischen Kosmonaut-Partys und mit ihren ersten Veröffentlichungen in die Herzen der Fans, verortete sich die Band spätestens 2020 mit dem Debütalbum „Martini Sprite“ im Vorderfeld der jungen Alternative-Liga.

„Auf geht’s Blondies, kämpfen und siegen“ skandiert die Crowd im Intro, und gekämpft wird gegen eine fortwährende Dominanz von XY-Chromosomen-Trägern im Musik-Business, die Unterdrückung von Diversität und patriarchalische Manipulationsversuche.

Getragen von der Kraft der Überzeugung sind Blond mit „Perlen“ auf dem besten Weg zum Sieg, ziehen eine breite Empowerment-Schneise durch alltägliche Unverschämtheiten und Ausgrenzungen, bescheren via „Du Und Ich“ grapschenden „Toxic“-Guys Albträume, pfeifen gemeinsam mit Power Plush auf die Krümel vom Kuchenbasar der Gleichstellungsbeauftragten.

Gemeinsam mit addeN spannen sie einen Schirm zum Schutz gegen den immer noch Festival Line-Up`s flutenden „Männer“-Regen auf, glitzern arm, aber glücklich „Durch Die Nacht“, schütteln abseits ihrer, von melodiös bis ruppig interpretierten, Pop-Rock Kernkompetenz, mit „oberkörperfrei“ einen amtlichen Battle-Rap aus den Ärmel.

Bei allem frischen „Las Vegas Glamour“: mit so viel Inhalt kann niemand „Immer Lustig“ bleiben, aber selbst, wenn die Platte leiser und persönlicher wird: nicht einmal in der „Sims 3“-Welt fährt jemand von diesem Ensemble sieben Stunden mit der Bahn, um „mein boy“ zu sehen.

„Du Musst Dich Nicht Schämen“, „Perlen“ für die vordersten Plätze der Jahrescharts vorzumerken. Wenn tatsächlich noch „kistenweise Pressungen der ersten Blond-EP“ vorrätig sind, dürften diese bald zu hoch gehandelten Raritäten werden.

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