Als Teil des Duos Goldfrapp schrieb sie schon vor zwei Jahrzehnten maßgeblich mit am Electronica-Hype der 00er Jahre. Nun, in einem gänzlich anderen musikalischen Zeitalter, bringt Alison Goldfrapp mit ihrem Solo-Debütalbum die Grenze zwischen Zeitgeist und Nostalgie zum Zittern. Währenddessen beben die Tanzflächen verlässlich vor sich hin.

Dabei fühlt sich „The Love Invention“ nicht wie eine erste Platte an, was sicherlich auch an den vielen Stunden liegen wird, die man ohnehin bereits mit der Stimme der Britin verbracht hat. Zum anderen hängt dieses Gefühl aber auch mit dem vollmundigen Erlebnis zusammen, das der Sound dieser Platte spendiert. Hier war eine echte Meisterin am Werk, keine Frage.

Musikalisch ist dieses Album dabei nicht zwingend eine große Überraschung, sondern lupenreiner Synth-Pop. Goldfrapp spielt dieses Genre mit Leidenschaft und Gelassenheit gleichermaßen und auch man selbst schwankt beim Hören zwischen Herzrasen und Kavinsky-Entspanntheit.

Dabei ist eine ganz klare Entwicklung spürbar – zunächst dürfen die offensichtlichen Hits der Platte auf die Bühne. Der Titeltrack tanzt da irgendwo zwischen Kylie Minogues 2000er-Ära und Grimes ganz vorne mit, etwas weniger eingängig, aber gerade dank der vielen Leerstellen umso interessanter klingt „The Beat Divine“.

Offensichtliche Geradlinigkeit ist also das eine. Das andere ist aber das, was passiert, wenn Alison Goldfrapp den Sprung aus dem Synth-Pop wagt und die zweite Silbe aus dem Genre streicht. Angefangen mit dem in Tausend Ebenen zerpflückten „Digging Deeper Now“ gibt es dann nur noch den diffusen Weg auf die Tanzfläche.

Bei „Subterfuge“ zerfließen gar alle Songwriting-Strukturen im Strobo-Nebel, „Fever“ ist hingegen maßlos übersteuert und auf diese Art und Weise nicht weniger elektrisierend.

Insgesamt ist „The Love Invention“ also ein Kompromiss für Röyksopp-Fans, in deren Brust auch ein Pop-Herz schlägt, und für alle, die doch etwas mehr Rave in den Boxen vertragen könnten. Alison Goldfrapp selbst zeigt sich ausdrucksstark, sentimental und groß, ihr Sound hingegen gleichermaßen klassisch und komplett für die Social-Media-Bubble geeignet.

Ein spannender erster Aufschlag. Mehr bitte.

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